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VII. Räude.
Die Räude (Krätze, Schäbe, Grind) ist eine Hautkrankheit, ein Ausschlag, welcher
duch die Gegenwart sehr kleiner, von bloßem Auge in der Regel nicht erkennbarer Thierchen
(Näudemilben) verursacht wird. Diese Krankheit kommt zwar bei allen Hausthieren vor,
als Seuche hat dieselbe jedoch nur bei Pferden und Schafen Bedeutung.
Die Erkennungszeichen sind folgende:
1. Bei Pferden. An verschiedenen Stellen der Haut, besonders am Kopfe, Halse,
den Schultern, aber auch an anderen Körperpartien bilden sich anfangs kleine Knötchen,
über welchen und in deren Umgebung die Haare ausfallen, wodurch kahle, mit Schuppen
bedecte Stellen entstehen. In Folge des heftigen Juckreizes scheuern, beißen und kneipen
sch die Pferde beständig, die Haut wird hiedurch faltig, wund und bedeckt sich allmälich
nt dicken Krustenlagen. Von den ursprünglich ergriffenen Stellen verbreitet sich die Krank-
heit weiter, so daß schließlich die Haut des ganzen Körpers von dem Ausschlage befallen
sen kann.
Jeder beim Pferde vorkommende Hautausschlag, bei welchem die Thiere einen heftigen
Juckreiz zeigen, muß als der Räude verdächtig angesehen werden.
2. Bei Schafen. An der Räude leidende Schafe geben durch Kratzen, Reiben
md Kneipen ein heftiges Juckgefühl zu erkennen, das besonders dann, wenn die Thiere sich
erhitt haben, auffallend wird. Das Wahrnehmen der Aeußerung eines starken Juckreizes
bei mehreren Stücken einer Herde begründet an und für sich den Verdacht der Räude und
verpflichtet zur Anzeige. An den Stellen der Haut, an welchen der Ausschlag zugegen ist,
finden sich kleine Knötchen, Bläschen und Pusteln, die sich mit Schuppen und Krusten be-
decen, mit welchen die gelockerte Wolle sich leicht abheben läßt.
Das Wollvließ wird zottig, die Wolle erscheint hie und da verklebt, fällt stellenweise
aus und hinterläßt kahle Flecken, an welchen die Haut verdickt und pergamentartig erscheint.
Bei längerem Bestande der Krankheit bilden sich dicke Krustenlagen auf der Haut,
welche in Folge der Verletzungen durch das Reiben und Kratzen blutrünstig wird, während
die Kahlheit sich immer weiter ausbreitet. Wird die Krankheit sich selbst überlassen, so
magern die Thiere ab und gehen endlich an Erschöpfung zu Grunde.
Die Räude entsteht nur durch Ansteckung, d. h. durch Uebertragung von Räudemilben
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