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oder deren Eiern auf andere Thiere; jede Thierart hat eine besondere Milbe, einige, z. B.
das Pferd, sogar mehrere. Hiedurch ist es auch bedingt, daß die Pferderäude mancherlei
Abweichungen in den Erscheinungen darbietet. Die eine Milbenart kommt fast nur an den
Hinterbeinen der Pferde mit den Erscheinungen der sogen. Fußräude vor, erzeugt ein heftiges
Jucken, ist aber im Uebrigen von keiner besonderen Bedeutung.
Eine zweite Milbenart kommt besonders gerne an jenen Stellen des Körpers vor,
welche ihrer Lage wegen beim Putzen vernachlässigt werden, z. B. im Kehlgange, an der
innern Fläche der Schenkel, unter und in den Mähnen. Von hier aus breitet sich dann
die Erkrankung der Haut oft auf weite Strecken aus.
Diese beiden Räudearten sind stets mit Knötchenbildung und lebhaftem Ausfallen der
Haare verbunden.
Die dritte Art der Pferderäude breitet sich rasch über größere Abschnitte der Körper-
oberflüche aus; die sie bedingende Milbe ist die einzige, welche auf Menschen und andere
„Thiere übertragen werden kann, wodurch bei diesen ein stark juckender Hautausschlag erzeugt
wird, welcher jedoch von selbst abheilt, weil die Milben auf einer ihnen fremden Thier-
gattung nicht forteristiren können.
Die Räude des Schafes ist weder auf Merschen, noch auch auf andere Thiere zu
übertragen.
Von der Uebertragung der Milben an vergehen in der Regel fast 4 Wochen, ehe die
Vermehrung derselben soweit stattgefunden hat, daß dieselben eine auffällige Hauterkrankung
herbeiführen; in den nächsten 4 Wochen gewinnt das Leiden jedoch eine erhebliche Aus-
dehnung. Ebenso ist der Verlauf der Krankheit in einer Herde; nach der Einschleppung
macht dieselbe anfangs langsame Fortschritte; je mehr Individuen leiden, um so schneller
findet die Ausbreitung statt, weil die Zahl der Ansteckungsherde immer größer wird.
Die Ansteckung kommt dadurch zu Stande, daß entweder räudekranke Thiere mit
gesunden derselben Gattung zusammenkommen und die Milben resp. deren Eier an die
letzteren unmittelbar abgeben, oder mittelbar dadurch, daß gesunde Thiere mit Gegenständen
in Berührung kommen, an welchen Milben oder deren Eier haften. Die erstere Art der
Verbreitung ist die häufigste und erfolgt namentlich durch den Handel, durch die Einstellung
räudekranker Thiere in gesunde Herden, oder durch anderweitige unmittelbare Berührung
zwischen gesunden und kranken Thieren, z. B. in Ställen, auf Weiden u. s. w.