Full text: Gesetz- und Verordnungs-Blatt für das Königreich Bayern. 1881. (8)

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Der Ansteckungsstoff kommt zwar im Blute wuthkranker Thiere vor, haftet 
aber vorzugsweise am Speichel (Geifer). Da der Ansteckungsstoff nicht flüchtig ist, so ist 
bei allen Thieren und bei Menschen eine Ansteckung nur dann zu befürchten, wenn der 
Speichel des wuthkranken Thieres mittels des Bisses unmittelbar in oder unker die Haut 
gebracht (eingeimpft) wird. 
Bei den pflanzenfressenden Hausthieren enthält der Maulschleim (Speichel) in der 
Buthkrankheit ebenfalls den Ansteckungsstoff. Diese Thiere sind nur deßhalb weniger ge- 
fährlich, als Hunde und Katzen, weil sie eine geringere Neigung zum Beißen zeigen und 
lichter abgesondert und eingesperrt gehalten werden können. 
Die bis jetzt vorliegenden Erfahrungen lassen annehmen, daß in den Kadavern der 
au#thkranken Thiere sowohl der Speichel, als das Blut ihre Ansteckungsfähigkeit einen bis 
wei Tage nach dem Tode vollständig verlieren. 
Nicht alle Thiere oder Menschen, welche von wuthkranken Hunden rc. gebissen worden 
ind, verfallen in die Tollwuth. Gewöhnlich gelangt die Krankheit nur bei der Hälfte, 
seilen bei zwei Dritttheilen der Gebissenen zum Ausbruche. 
Die Zeit, welche nach dem Bisse wuthkranker Thiere (Aufnahme des Ansteckungs- 
stoffes) bis zum Ausbruche der Krankheit vergeht, unterliegt bei allen Hausthieren großen 
VLerschiedenheiten und ist weder bei den Thieren, noch beim Menschen an bestimmte Termine 
gebunden. Es ist eine ganz irrthümliche Meinung, daß die Zahl 9 für den Ausbruch der 
Wuthkrankheit eine Bedeutung habe und daß die Krankheit sich entweder am 9. Tage oder 
in der 9. Woche nach dem Bisse einstellen soll. Bei den Hunden pflegt die Krankheit 
meistens etwa 3 bis 8 Wochen, zuweilen auch noch später, nach dem Bisse eines wuth- 
kranken Thieres hervorzutreten. Die Fälle, in denen Hunde vor Ablauf der dritten Woche 
nach dem Bisse in die Tollwuth verfallen, sind selten. Bei Pferden erfolgt der Ausbruch 
der Krankheit 2 bis 12 Wochen, beim Rindvieh meistens in der Zeit von der 3. bis 
16. Woche nach dem Bisse eines mit der Wuth behafteten Hundes; Schafe, Ziegen und 
Schweine erkranken gewöhnlich während des Zeitraumes von der 2. bis zur 8. Woche nach 
der Ansteckung. 
Die ausgebrochene Tollwuth ist bei allen Thieren eine unheilbare und stets tödtlich 
endende Krankheit. · 
Alle Kurversuche bei wirklich wuthkranken Thieren sind fruchtlos und wegen der mit
	        
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