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Der Ansteckungsstoff kommt zwar im Blute wuthkranker Thiere vor, haftet
aber vorzugsweise am Speichel (Geifer). Da der Ansteckungsstoff nicht flüchtig ist, so ist
bei allen Thieren und bei Menschen eine Ansteckung nur dann zu befürchten, wenn der
Speichel des wuthkranken Thieres mittels des Bisses unmittelbar in oder unker die Haut
gebracht (eingeimpft) wird.
Bei den pflanzenfressenden Hausthieren enthält der Maulschleim (Speichel) in der
Buthkrankheit ebenfalls den Ansteckungsstoff. Diese Thiere sind nur deßhalb weniger ge-
fährlich, als Hunde und Katzen, weil sie eine geringere Neigung zum Beißen zeigen und
lichter abgesondert und eingesperrt gehalten werden können.
Die bis jetzt vorliegenden Erfahrungen lassen annehmen, daß in den Kadavern der
au#thkranken Thiere sowohl der Speichel, als das Blut ihre Ansteckungsfähigkeit einen bis
wei Tage nach dem Tode vollständig verlieren.
Nicht alle Thiere oder Menschen, welche von wuthkranken Hunden rc. gebissen worden
ind, verfallen in die Tollwuth. Gewöhnlich gelangt die Krankheit nur bei der Hälfte,
seilen bei zwei Dritttheilen der Gebissenen zum Ausbruche.
Die Zeit, welche nach dem Bisse wuthkranker Thiere (Aufnahme des Ansteckungs-
stoffes) bis zum Ausbruche der Krankheit vergeht, unterliegt bei allen Hausthieren großen
VLerschiedenheiten und ist weder bei den Thieren, noch beim Menschen an bestimmte Termine
gebunden. Es ist eine ganz irrthümliche Meinung, daß die Zahl 9 für den Ausbruch der
Wuthkrankheit eine Bedeutung habe und daß die Krankheit sich entweder am 9. Tage oder
in der 9. Woche nach dem Bisse einstellen soll. Bei den Hunden pflegt die Krankheit
meistens etwa 3 bis 8 Wochen, zuweilen auch noch später, nach dem Bisse eines wuth-
kranken Thieres hervorzutreten. Die Fälle, in denen Hunde vor Ablauf der dritten Woche
nach dem Bisse in die Tollwuth verfallen, sind selten. Bei Pferden erfolgt der Ausbruch
der Krankheit 2 bis 12 Wochen, beim Rindvieh meistens in der Zeit von der 3. bis
16. Woche nach dem Bisse eines mit der Wuth behafteten Hundes; Schafe, Ziegen und
Schweine erkranken gewöhnlich während des Zeitraumes von der 2. bis zur 8. Woche nach
der Ansteckung.
Die ausgebrochene Tollwuth ist bei allen Thieren eine unheilbare und stets tödtlich
endende Krankheit. ·
Alle Kurversuche bei wirklich wuthkranken Thieren sind fruchtlos und wegen der mit