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Körner, Uhland) und mit ausgewählten Erzeugnissen der historischen Prosa zu befassen.
Auch die wichtigsten ausländischen Reimstrophen der Lyrik (Sonett, Ottave, Terzine, Canzone,
Ritornell, Ghasel, Madrigal) werden an passenden Mustern (Goethe, Platen, Rückert,
Chamisso, Zedlitz, Geibel) erläutert. In der 7. Klasse kann auch schon zur Lektüre leicht
verständlicher Dramen übergegangen werden. In der 8. und 9. Klasse werden neben schwie-
rigeren lyrischen Gedichten hauptsächlich Dramen der deutschen Literatur, auch Shakspeares,
außerdem prosaische Abhandlungen (besonders von Herder, Lessing, Schiller) und hervor-
ragende Erzeugnisse der Redekunst behandelt. Auch wird in den beiden oberen Klassen die
Lektüre den Unterricht in der Literaturgeschichte begleiten.
15. Ein historischer Ueberblick der deutschen Literatur wird in den beiden oberen Klassen
gegeben und zwar in der 8. Klasse von der ältesten Zeit bis zum Schlusse des 16. Jahr-
hunderts, in der 9. Klasse von Opitz bis in das 19. Jahrhundert. Es soll dabei der
literarische Entwicklungsgang in kurzen, aber scharfen Umrissen und mit charakteristischen
Belegen aus den beiden klassischen Epochen zur lebendigen Anschauung gebracht und eine
eingehendere Behandlung nur den bedeutendsten und einflußreichsten Schriftstellern der neueren
klassischen Epoche gewidmet werden.
16. In der 8. Klasse werden außerdem ausgewählte Stücke des Nibelungen= und
Gudrunliedes sowie einige Lieder Walthers von der Vogelweide gelesen und erklärt.
Vor Beginn der Lektüre und in Verbindung mit dieser ist die mittelhochdeutsche Laut= und
Formenlehre zu behandeln. Es soll damit nicht nur ein Verständniß unserer alten Sprache
und Literatur, sondern auch eine historische Sprachbetrachtung angebahnt werden.
17. Die schriftlichen Arbeiten erstrecken sich in den drei unteren Klassen auf Nach-
erzählungen, indem das Erzählte zuerst einfach wiedergegeben, später erweitert oder durch Ver-
änderung des Standpunktes umgestaltet wird, auf briefliche Mittheilungen, Schilderungen
in erzählender Form, zusammenfassende Nacherzählungen von Abschnitten aus der Sage
und Geschichte, Umbildung geeigneter erzählender Gedichte, Beschreibungen von einfachen
Oertlichkeiten.
18. In den drei mittleren Klassen wird außer den Hauptregeln der Stilistik (schlichte
und pathetische, einfache und geschmückte, gedrängte und breite Darstellung) die Technik des
Aussatzes in ihrer einfachsten Form, später eingehender mit den Regeln der Gliederung
(partitio und divisio) an Musterbeispielen den Schülern zum Verständniß gebracht. In
der 6. Klasse sind dieselben auch mit den hauptsächlichsten Tropen und Figuren bekannt zu
machen. Zur schriftlichen Ausarbeitung sind zu wählen: Beschreibungen von Gegenständen
der Natur sowie von Plätzen und Gebäuden des Schulortes und seiner Umgebung, Schilder-
ungen von Naturvorgängen und wirklichen oder erdichteten Erlebnissen (theilweise in Brief-
sorm), Erzählungen und erweiterte Darstellungen nach dem in Cornelius Nepos, Cäsar,