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gegründeten linearen Verzierungen als Basis des Unterrichtes zu dienen. Mit talentvollen,
in der Ornamentik schon hinreichend geübten Schülern kann zum Zeichnen von Theilen des
menschlichen Körpers übergegangen werden. Das geometrische Zeichnen ist unter anderem
auch zu Verzierungen à la grecqcluc, zu parketbodenartigen Mustern und gothischem Maaß-
werk und in den oberen Klassen auch zu allgemein bildenden architektonischen Vorwürfen,
wie Säulenordnungen, Bogenstellungen u. s. w. zu verwenden.
3. Soweit nur immer möglich, ist das System des Massenzeichnens in Anwendung
zu bringen Der Lehrer wird entweder an der Schultafel oder auf großen Papierbogen
vorzeichnen und dabei sowohl den Gegenstand als auch die Manier, ihn zu entwerfen und
zeichnerisch weiter zu behandeln, erläutern. Außerdem werden Wandtafeln und wo möglich
auch große Draht-, Holz-, Pappe= oder Gyps-Modelle zum gemeinschaftlichen Zeichnen
benützt. In den oberen Klassen sind für das Freihandzeichnen Vorlagen und die vom
k. Staatsministerium des Innern für Kirchen= und Schulangelegenheiten den Austalten über-
lassenen Gypsmodelle zu verwenden.
4. Unerläßlich ist die Erläuterung an der Schultafel bei allen Konstruktionen aus der
Geometrie und Projektionslehre, bei letzterer unter Benützung von Modellen.
5. Uebungen im Tuschen und in Behandlung mit Farbe sind keineswegs ausgeschlossen,
doch nur solchen Schülern zu gestatten, welche die Umrisse bereits richtig und genau wieder-
geben können. Es soll überhaupt nicht das eigentliche Malen betrieben werden, wohl aber
das Eindecken von Flächen mit verschiedenen passenden Farben und das Tuschen einfacher
Körper. Ebenso kann das Schraffiren von Flächen an passender Stelle angewendet und in
der sechsten Klasse zum Schattiren der nach Gyps gezeichneten Ornamente übergegangen werden.
6. Ueber Reinhaltung der Zeichnungen, Auswahl und Behandlung der Farben, der
Zeichengeräthe und der Instrumente sollen die Schüler rechtzeitig und gemeinsam belehrt werden.
Der Lehrstoff vertheilt sich auf die einzelnen Klassen wie folgt:
7. Erste Klasse: Freihandzeichnen: llebungen im Zeichnen von geraden und
krummen Linien und daraus gebildeten geometrischen Figuren. Leichteste Ornamente.
8. Zweite Klasse: Freihandzeichnen: Zeichnen von Ornamenten, antiken
Vasen u. dergl. nach Wandtafeln und Vorlagen.
9. Dritte Klasse: In den fünf ersten Monaten des Schuljahres ausschließlich Frei-
handzeichnen und zwar Zeichnen von Körpern mit ebenen Flächen nach Modellen, sowie
von Ornamenten nach leicht erhabenen Gypsabgüssen in reinen Umrissen. In den letzten
fünf Monaten des Schuljahres werden zugleich die Elemente des Linearzeichnens gelehrt,
nämlich das Auftragen, Theilen und Messen gerader Linien, Winkel und ebener Figuren.
Benützen des Maßstabes.