16 Erstes Kapitel.
Forcebill selbst ist mit überwältigender Majorität sowohl im
Senat als im Repräsentantenhaus angenommen.
Allein diese Annahme war ein Schein. Schon Ende
Dezember waren vermittelnde Vorschläge über die Tarifsätze
eingebracht und Südkarolina hatte sich dazu verstanden, den
Anfangstermin der Gesetzeskraft der Ordinanz bis zum Schlusse
des Kongresses — 4. März — hinauszuschieben. Der „grosse
Vermittler* Henry Clay brachte alsdann am 12. Februar
den Kompromissvorschlag ein, wonach die Tarifsätze den
Forderungen derSitdstaaten gemäss auf 20 Prozent des Werthes
normirt wurden, diese Normalsätze aber zur Schonung der
Nordstaaten erst naah 10 Jahren und in allmäligen Ab-
stufungen erreicht werden sollten. Der Vorschlag erlangte
unter Zustimmung auch der Senatoren und Repräsentanten
Südkarolinas am 2. März 1833 Gesetzeskraft. Ein weiteres
Vorgehen der Union gegen den widersetzlichen Staat war da-
mit ausser Frage gestellt.
Südkarolina beriefabermals seine Konvention ausdrücklich
zu dem Zwecke, um darüber zu befinden, ob die Ordinanz
zurückzunehmen sei oder ob sieesnichtsei. Die Zurücknahme
erfolgte, aber gleichzeitigauch der Beschluss, dass die Forcebill
null und nichtig und jeder Versuch ihrer Durchführung
strafbar seit,
Auch dem jetzigen Vorgehn Stüdkarolinas hat selbst
die Staatenrechtspartei mit Recht vorgeworfen, dass es voll-
kommen im Unklaren geblieben sei, wie die Nichtigung eines
Unionsgesetzes vereinbar sei mit dem beanspruchten fernern
Verweilen in der Union. Denn der Austritt aus derselben
war nur für den Fall der Zwangsmassregeln seiten der Union
angedroht worden. Der Governor von Südkarolina und auch
Calhoun haben die Voraussetzung ausgesprochen, dass die
Nullifikation das Mittel sei, um eine Konvention aller Staaten
berufen zu sehn, welche über die richtige Auslegung der
Verfassung zu befinden und eintretenden Falles ein Ver-
3 Neumann, Geschichte der Vereinigten Staaten, II pag. 516.