— 13 —
13. Verwaltung. Karl war nicht nur ein gewaltiger Kriegsheld, sondern auch
ein ganz vorzüglicher Verwalter und Gesetzgeber seines Landes. Die alten Stammes—
herzogtümer, die Herde der Widerspenstigkeit, löste er auf und teilte das Land in Gaue
ein. Über diese setzte er Grafen, die jährlich dreimal Gaugericht abhielten. Zur
Überwachung der Grafen, Bischöfe, Klosterschulen, Domänen 2c. sandte er alljährlich
die „Königsboten“ durchs Land. Je ein Geistlicher und ein Weltlicher bereisten
jedesmal einen größeren Bezirk. In jedem Frühjahre wurde eine Volksversammlung
aller Freien abgehalten, das Maifeld. Die Beschlüsse dieser Volksversammlung erhob
Karl zu Gesetzen. Zur Förderung des Ackerbaus errichtete er auf seinen Krongütern
Musterwirtschaften. Hier kümmerte er sich um jede Kleinigkeit und prüfte selbst die
Rechnungen seiner Gutsherren. — Eigenes Geld besaß Deutschland vor Karl noch
nicht; was davon vorhanden war, war römischen oder gallischen Ursprungs. Erst
Karl d. Gr. errichtete Münzstätten und ließ die ersten deutschen Silberpfennige prägen.
Auch ein öffentliches Maß führte er ein, das überall beim Verkaufen angewendet
werden sollte. — Steuern waren zu Karls Zeiten noch unbekannt, wohl aber wurden
die jährlichen Maigeschenke (S. 7) bereits als Schuldigkeit angesehen.
14. Karls Ende. Im 72. Jahre seines Lebens starb Karl. Sein Leichnam
wurde einbalsamiert und im kaiserlichen Schmucke in der Gruft des Domes zu Aachen
beigesetzt.
IV. Gründung der deutschen Raisermacht.
0. Die TSachfolger Karls d. Gr.
1. Teilung des Reiches. Auf Karl d. Gr. folgte sein Sohn Ludwig der Fromme.
Dessen Söhne teilten sich das gewaltige Frankenreich in dem Vertrage zu Verdun
(843). Lothar bekam neben der Kaiserwürde Italien und einen Strich Landes westlich
vom Rhein, der vom Mittelmeer bis zur Nordsee reichte und in der Folge den Namen
Lotharingen (Lothringen) erhielt. Karl der Kahle erhielt das Land westlich dieses
Landstriches, also hauptsächlich das heutige Frankreich, Ludwig dagegen den östlichen
Teil des großen Reiches, das heutige Deutschland. Durch diese Trennung wurde
Deutschland erst ein selbständiges Reich, das sich in Sprache und Sitte immer mehr
von seinem westlichen Nachbar, dem heutigen Frankreich, unterschied. Nach dem Tode
Lothars II. (869) fiel auch der größte Teil Lothringens an Deutschland.
2. Zerfall des Reiches. Die Nachfolger Ludwigs waren meist sehr schwache
Fürsten; sie vermochten das Ansehen Deutschlands nicht zu heben. Je mehr aber die
Macht des Königs sank, desto höher stieg die Macht der Großen im Reiche. Diese
waren unablässig darauf bedacht, ihr Besitztum zu vergrößern und die Zahl ihrer
Lehnsleute zu vermehren. Immer mehr sonderten sich die einzelnen deutschen Stämme
voneinander, und bald legten sich die Grafen von Franken, Sachsen, Bayern,
Schwaben und Lothringen die Würde eines Herzogs bei. Die Herzöge aber
regierten ihr Land nach eigenem Ermessen und kümmerten sich wenig um den König.
Zu diesem inneren Zerfall des Reiches kamen noch Angriffe von feindlichen Nachbar-
völkern. So kamen von Norwegen her die Normannen auf ihren kleinen Schiffen ge-
fahren, um an der Küste Deutschlands zu rauben und zu plündern. Weit größeres
Unglück noch aber als die Normannen brachten die Ungarn über das Reich. In schier
endloser Zahl fielen sie von Zeit zu Zeit in Deutschland ein und verwüsteten das
Land weit und breit. — Mit Ludwig dem Kinde starb (911) das Geschlecht der Ka-
rolinger aus, und erst in Heinrich I. erhielt das Volk einen Befreier von diesen
wilden Scharen.