II. Zwischenspiel: Die Tafelrunde.
Im Sommer 19006 erschien im Format einer alten Bilderbibel
ein auf dem Deckel mit dem schwarzen Preußenaar geziertes, innen
mit allen Feinheiten der Buchdruckerkunst ausgestattetes Hohenzol-
lernbuch, zu dem auch ein Lesepult gehörte. Der Preis für das Exem-
plar nebst Zubehör soll in die Tausende gegangen sein. Soviel ich
weiß, erschien das Prunkwerk nicht im Buchhandel, sondern wurde
nur an Auserwählte abgegeben. Sein Urheber, Fürst Eulenburg,
erhielt bald darauf den Hohen Orden vom Schwarzen Adler.
In einem Artikel der „Zukunft“, vom 17. November 1906,
der „Präludium“ überschrieben war, stand am Ende der Satz:
„Heute weise ich offen auf Philipp Friedrich Karl Alerander Botho
Fürsten zu Eulenburg und Hartefeld, Grafen von Sandels, als auf
den Mann, der mit unermüdlichem Eifer Wilhelm dem Zweiten zu-
geraunt hat und heute noch zuraunt, er sei berufen, allein zu regieren
und dürfe, als unvergleichlich Begnadeter, nur von dem Wolkensitz,
von dessen Höhe herab ihm die Krone verliehen ward, Licht und
Beistand erhoffen, erflehen; nur ihm sich verantwortlich fühlen. Das
unheilvolle Wirken dieses Mannes soll wenigstens nicht im Dunkel
fortwähren.“ Eine politische Kampfansage, vielleicht nur ein
Schreckschuß, allerdings nicht nur gegen den Libenberger Schloß-
herrn, sondern auch gegen andere Mitglieder der engsten Tafelrunde
des Kaisers, von denen vorher mit behutsamer Zweideutigkeit ge-
sagt war: „Lauter gute Menschen. Musikalisch, poetisch, spiritistisch
und in ihrem Verkehr, mündlichen und brieflichen, von rührender
Freundschaftlichkeit."
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