Adalbert Wahl, Das zeitgenössische Frankreich.
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gültig bei Faschoda, der Versuch, eine Brücke von Französisch-Zentral- und -West-Afrika nach den
Besitzungen am roten Meere (Obok) zu schlagen.
Aber trotz dieser Einschränkungen hat Frankreich ın Afrika ein riesiges Kolonialreich zu
errichten vermocht. Von Nordwestafrika ist weitaus das meiste französisch. Zu Tunis, Algier und
dem (modifizierten s. o.) Protektorat über Marokko kommt als Einflussgebiet das ganze gewaltige
Hinterland dieser Reiche hinzu, und z. T. sogar das Hinterland von Tripolis, dıe Sahara, der mittlere
und grosse Teile des westlichen Sudan. Im Westen des, übrigens teilweise wertlosen Gebiets bildet
das in mancher Sage gefeierte Timbuktu den uralten Mittelpunkt zahlreicher Karawanenstrassen.
An verschiedenen Stellen quillt das riesige Gebiet zwischen den Kolonieen anderer Völker zum At-
lantischen Ozean durch: so am Senegal, an der französıschen Goldküste, so mit Dahome östlich von
Togo. Nach Süden geht es in das nunmehr verkleinerte Französısch-Aquatorialafrıka, Kongo und
Gabun über.
Mit diesen Erwerbungen dürfte die französısche Expansion — wenn nicht ganz unvorher-
zusehende Entwickelungen eintreten sollten — ıhr Ende erreicht haben, abgesehen davon, dass
Frankreich in Siam Aussichten hat (doch vgl. oben) und dass mit der Möglichkeit der Erwerbung
des belgischen Kongo durch Frankreich gerechnet werden muss.
Das von Frankreich ın seinen Kolonien angewandte Wirtschaftssystem ist prinzipiell un-
freier als das irgend eines grösseren Kolonialvolkes der Gegenwart. Es ist, als ob die Erfahrungen
früherer Jahrhunderte und die Lehren des Liberalismus für Frankreich nicht existierten. Doch
erklärt sich diese an sich erstaunliche Erscheinung ganz zwanglos als Zeichen der Schwäche. Die
französischen Kolonien sind zwar vielfach in mancher Hinsicht gut verwaltet, aber eine französische
Besiedelung hat nur in minimalem Umfang statt und auch Kapital und Unternehmungslust finden
Sich ın der Regel nur für besonders schnell und glänzend rentierende Geschäfte. Da soll dann die
einseitige Bevorzugung der Franzosen helfen. Und in der Tat erreicht Frankreich mancherlei damit.
Do haben sich z. B. in Algier zahlreiche Spanier zu Franzosen naturalisieren lassen. So hat die fran-
zösısche Industrie von den kolonialen Regierungsaufträgen mancherlei Vortell. Auf der anderen
Deite liegt es auf der Hand, dass ein derartiges System sich heutzutage gar nicht wırklich durchführen
lässt und dass es, so weit es durchgeführt wird, die gesunde Entwicklung der französischen Kolonien
und Protektorate im ganzen hintanhalten muss. Überhaupt hat Frankreich von seinem enormen
Kolonialreich, das z. T. mit fremdem Blut (Fremdenlegion) verteidigt, von fremden Weissen bewohnt
oder besiedelt und mit fremdem Geld erschlossen wird, naturgemäss weniger Vorteile auf dem
moralischen, kulturellen und materiellen Gebiete, als andere Völker, wie etwa England, von dem
Ihrigen.
Das führt zu einer letzten Frage hinüber: Inwiefern kann die koloniale Expansion auf die
europäische Stellung Frankreichs zurückwirken ? Abgesehen von der Erhöhung des Prestige kommen
da zwei Möglichkeiten in Betracht: einerseits könnte die Kolonialwirtschaft die materiellen Hülis-
quellen des Landes beträchtlich erhöhen. Das ist bis jetzt noch nicht eingetreten. Noch immer
beruht die riesige finanzielle Leistungsfähigkeit Frankreichs im wesentlichen auf seinem altererbten
Kapıtal, seiner Industrie und dem unerschöpflichen Reichtum seines Bodens. Daneben wırd wohl
auch ın Zukunft der Ertrag seiner Kolonien förmlich verschwinden. Andererseits ist in der aller-
letzten Zeit die Hoffnung aufgetaucht, die Truppenzahl des bevölkerungsarmen Landes durch eın-
geborene Armeekorps zu verstärken. Aber es ist wegen Aufstandsgefahr mehr als fraglich, ob es
tunlich sein wird, die Eingeborenen Nordafrikas in grösserer Zahl europäisch zu bewaffinen und aus-
zubilden und ob, selbst wenn diese Frage bejaht werden sollte, die eingeborenen Truppen, auf
einem europäischen Kriegsschauplatz, von ihrem Heimatboden losgerissen und in einem ihnen
verderblichen Klima kämpfend, nicht eher ein Element der Demoralisation im französischen
Heere bilden würden, als ein Element der Kraft.
Handbuch der Politik. II. Auflage. Band II. 21