Full text: Handbuch der Politik.Dritter Band. (3)

    
Adalbert Wahl, Das zeitgenössische Frankreich. 
ni — m u > I ne = — m 
si _. SEEEEEREE? <EEHREEEEN-— <OENEE>- — un —Ciimmmmsiiiinmiiiei— —  — ——un—umn——e—num- <Cinmmm- ———— iii —- {ur __ _ ei sn — „ Ei ie „ Benin oe ® en 
  
  
  
  
dien Bin -— — — Zip gu An un mn in 2 9 —- 7 o — —  —f u ie ee use 
— en —— —nn ES — 
  
um- «1 - zundniei EEE 
—  — u (mini hg ESTER HERR mm ED nam nn — 
  
gültig bei Faschoda, der Versuch, eine Brücke von Französisch-Zentral- und -West-Afrika nach den 
Besitzungen am roten Meere (Obok) zu schlagen. 
Aber trotz dieser Einschränkungen hat Frankreich ın Afrika ein riesiges Kolonialreich zu 
errichten vermocht. Von Nordwestafrika ist weitaus das meiste französisch. Zu Tunis, Algier und 
dem (modifizierten s. o.) Protektorat über Marokko kommt als Einflussgebiet das ganze gewaltige 
Hinterland dieser Reiche hinzu, und z. T. sogar das Hinterland von Tripolis, dıe Sahara, der mittlere 
und grosse Teile des westlichen Sudan. Im Westen des, übrigens teilweise wertlosen Gebiets bildet 
das in mancher Sage gefeierte Timbuktu den uralten Mittelpunkt zahlreicher Karawanenstrassen. 
An verschiedenen Stellen quillt das riesige Gebiet zwischen den Kolonieen anderer Völker zum At- 
lantischen Ozean durch: so am Senegal, an der französıschen Goldküste, so mit Dahome östlich von 
Togo. Nach Süden geht es in das nunmehr verkleinerte Französısch-Aquatorialafrıka, Kongo und 
Gabun über. 
Mit diesen Erwerbungen dürfte die französısche Expansion — wenn nicht ganz unvorher- 
zusehende Entwickelungen eintreten sollten — ıhr Ende erreicht haben, abgesehen davon, dass 
Frankreich in Siam Aussichten hat (doch vgl. oben) und dass mit der Möglichkeit der Erwerbung 
des belgischen Kongo durch Frankreich gerechnet werden muss. 
Das von Frankreich ın seinen Kolonien angewandte Wirtschaftssystem ist prinzipiell un- 
freier als das irgend eines grösseren Kolonialvolkes der Gegenwart. Es ist, als ob die Erfahrungen 
früherer Jahrhunderte und die Lehren des Liberalismus für Frankreich nicht existierten. Doch 
erklärt sich diese an sich erstaunliche Erscheinung ganz zwanglos als Zeichen der Schwäche. Die 
französischen Kolonien sind zwar vielfach in mancher Hinsicht gut verwaltet, aber eine französische 
Besiedelung hat nur in minimalem Umfang statt und auch Kapital und Unternehmungslust finden 
Sich ın der Regel nur für besonders schnell und glänzend rentierende Geschäfte. Da soll dann die 
einseitige Bevorzugung der Franzosen helfen. Und in der Tat erreicht Frankreich mancherlei damit. 
Do haben sich z. B. in Algier zahlreiche Spanier zu Franzosen naturalisieren lassen. So hat die fran- 
zösısche Industrie von den kolonialen Regierungsaufträgen mancherlei Vortell. Auf der anderen 
Deite liegt es auf der Hand, dass ein derartiges System sich heutzutage gar nicht wırklich durchführen 
lässt und dass es, so weit es durchgeführt wird, die gesunde Entwicklung der französischen Kolonien 
und Protektorate im ganzen hintanhalten muss. Überhaupt hat Frankreich von seinem enormen 
Kolonialreich, das z. T. mit fremdem Blut (Fremdenlegion) verteidigt, von fremden Weissen bewohnt 
oder besiedelt und mit fremdem Geld erschlossen wird, naturgemäss weniger Vorteile auf dem 
moralischen, kulturellen und materiellen Gebiete, als andere Völker, wie etwa England, von dem 
Ihrigen. 
Das führt zu einer letzten Frage hinüber: Inwiefern kann die koloniale Expansion auf die 
europäische Stellung Frankreichs zurückwirken ? Abgesehen von der Erhöhung des Prestige kommen 
da zwei Möglichkeiten in Betracht: einerseits könnte die Kolonialwirtschaft die materiellen Hülis- 
quellen des Landes beträchtlich erhöhen. Das ist bis jetzt noch nicht eingetreten. Noch immer 
beruht die riesige finanzielle Leistungsfähigkeit Frankreichs im wesentlichen auf seinem altererbten 
Kapıtal, seiner Industrie und dem unerschöpflichen Reichtum seines Bodens. Daneben wırd wohl 
auch ın Zukunft der Ertrag seiner Kolonien förmlich verschwinden. Andererseits ist in der aller- 
letzten Zeit die Hoffnung aufgetaucht, die Truppenzahl des bevölkerungsarmen Landes durch eın- 
geborene Armeekorps zu verstärken. Aber es ist wegen Aufstandsgefahr mehr als fraglich, ob es 
tunlich sein wird, die Eingeborenen Nordafrikas in grösserer Zahl europäisch zu bewaffinen und aus- 
zubilden und ob, selbst wenn diese Frage bejaht werden sollte, die eingeborenen Truppen, auf 
einem europäischen Kriegsschauplatz, von ihrem Heimatboden losgerissen und in einem ihnen 
verderblichen Klima kämpfend, nicht eher ein Element der Demoralisation im französischen 
Heere bilden würden, als ein Element der Kraft. 
  
    
  
  
  
  
  
Handbuch der Politik. II. Auflage. Band II. 21
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.