332 I. Der exekutive Kriminalbeamte.
werden manchmal auch absichtlich, z. B. mit dem Schuhwerke eines anderen, fälsch-
lich hergestellt. Fußspuren werden gut mittels Tischlerleims, Stearin, Gips
oder Wachs usw. abgeformt. Kann die Fußspur nicht mitgenommen werden, so ist
am besten eine photographische Aufnahme. Auch Spuren von Hand= und Finger-
eindrücken können von Wert sein. Wichtige Spuren sind an Ort und Stelle
abzuformen oder, wenn es angängig ist, auszuheben und dann abzuformen. Von
Wichtigkeit sind weiter das Aufsuchen und Sichern von Blutspuren. Zum Aufsuchen
sind mit Erfolg Hunde verwendet worden. Im übrigen suche man mit dem bloßen
Auge, mit Lupe oder mittels Photographie, weil die photographische Platte für die rotbraune
Farbe besonders empfindlich ist. Alle Gegenstände und Flächen, wo Blutspuren
nach Lage der Sache sich finden könnten, suche man mit Peinlichkeit ab, besonders
gemusterte und farbige Tapeten, und übersehe nicht, daß die Blutstropfen nicht
immer ihre rotbraune Farbe behalten, sondern auch grün oder grau werden. In der
Nähe eines Blutfleckes werden sich oft Blutspritzer finden. Die Blutspur ist am
besten durch Ablösen von Holz, von Kalk, von Tapeten, ebenso von blutbefleckten
Pflanzen, Erde usw. mitzunehmen. Man muß mit Vorsicht verfahren, den Blutfleck
mit durchsichtigem Papier überlegen bezw. die Pflanze in Glyzerin mit Wasser
vermischt frisch halten, weil Blutstropfen in getrocknetem Zustande leicht abspringen.
Hat der Täter Gegenstände oder Flächen mit seinen Fingern berührt, so findet sich
oft ein Abdruck der sogenannten Papillarlinien (siehe Daktyloskopie) vor, weil seine
Fingerspitzen schweißig oder blutig gewesen sind. Diese Fingerabdrücke können zur
Wiedererkennung des Täters beitragen. Am Tatorte zurückgelassene Gegenstände,
welche irgend für die Auffindung des Täters von Bedeutung sein können, sind in
Verwahrung zu nehmen; z. B. Wäsche und Kleidungsstücke, Menschenhaare (deren
Auffindung vielfach vernachlässigt wird), Schuhwerk, Spazierstöcke, Regenschirme,
Zeitungspapiere, Flaschen, Urkunden usw. Auch Menschenkot, mikroskopisch oder
chemisch auf die letzte Mahlzeit untersucht, hat zur Auffindung des Täters geführt.
Ein vornehmer Herr hatte sich an der in seiner Verwahrung befindlichen Kasse ver-
griffen, fingierte einen Einbruchsdiebstahl am Kassenschranke und setzte vor demselben
seinen Kot ab, um glauben zu machen, der Dieb sei in der derberen Gesellschafts-
klasse zu suchen. Die chemische Untersuchung ergab aber Reste der Speise, die er
selber an jenem Tage mit seiner Familie gegessen hatte, und führte so zu seiner
Entdeckung. Zerrissene Papierstücke werden in der Weise zusammengesetzt, daß
man sich die Eckstücken und die Randstücken zuerst heraussucht und dann die Mitte
ausfüllt. Sicherung des Schriftstückes, besonders wenn es auf beiden Seiten geschrieben
ist, geschieht durch Legen zwischen zwei mit Wasser befeuchtete Glastäfelchen. Verkohlte
Papierstücke werden sorgfältig mittels steifen Papiers, löffel= oder schaufelartig gebogen,
aus der Asche gehoben. In Wasser bezw. Brennspiritus gelegt, glättet sich das gerollte
verkohlte Papierstück. Man muß dann versuchen, die einzelnen Stücke, wenn sie auf dem
Wasser oder Brennspiritus schwimmend sich geglättet haben, auf gummierte bezw. (beim
Fischen aus Spiritus) auf mit Schellak bestrichene Papierstreifen, mit welchen man sie aus
der Flüssigkeit heraushebt, zu bringen. Dann setzt man die Papierstreifen zusammen.