Full text: Handbuch für den exekutiven Polizei- und Kriminalbeamten.Zweiter Band. 1905. (2)

Diebstahl. 349 
Hunde, die bei geplanten Diebstählen den Tätern unangenehm werden können, werden 
entweder vergiftet oder durch eine läufige Hündin, welche einer der Diebe an der Leine führt, 
von ihrem Posten weggelockt oder aber auch dadurch zutraulich gemacht, daß einer der Täter 
seine Kleider an den Geschlechtsteilen einer läufigen Hündin gerieben hat und sich mit 
dem Wachthund abgibt, der sich nun angreifen läßt und nicht mehr an Bellen usw. denkt. 
Die sogenannten Aufpasser — Schmieresteher — dienen dem Diebe, 
um Ueberraschungen während der Arbeit vorzubeugen. Dieb und Aufpasser haben 
Zeichen mit einander verabredet, welche den Dieb bedeuten, die Arbeit einstweilen 
einzustellen oder die Flucht zu ergreifen. Die verabredeten Zeichen sind Husten, 
Lachen, ein bestimmtes Lied singen, einen Namen rufen usw. Doch nicht bloß als 
Warner arbeitet der Aufpasser, sondern auch als Helfer in der Weise, daß er 
Vorübergehende, die den Dieb in der Arbeit stören können, oder gar Schutzmanns- 
patrouillen, die den ganzen Diebstahl vereiteln könnten, aufzuhalten oder wegzulocken 
sucht. Im ersteren Falle wird es dem Aufpasser leicht werden, wenn er, nachdem er 
das verabredete Zeichen gegeben hat, den Vorübergehenden durch irgend eine Frage 
z. B. nach einer Straße, nach einem Arzte usw. aufzuhalten sucht. Bei Hinzukommen 
von Schutzmannspatrouillen stellt der Aufpasser sich krank usw. und beschäftigt den 
Schutzmann so, daß derselbe zeitweilig den Wachdienst aus den Augen lassen muß, und 
erwirbt dadurch für den Dieb Zeit und Gelegenheit, die Tat auszuführen. 
Die besten Gehülfinnen als Aufpasser wie auch als Auskundschafter sind die 
Weiber. Gewöhnlich ausgerüstet mit einer größeren Verschlagenheit und Verstellungs- 
kunst wie der Mann, kommt denselben, Männern gegenüber, deren geschlechtliche 
Lüsternheit zu Nutzen. Dem Schutzmann spielen sie sich als verfolgte Unschuld usw. 
auf, während sie andere Personen und zwar Frauen nach einem Arzte fragen und 
von ihrem kranken Kinde erzählen usw., die Männer des Nachts aber gewöhrlich 
durch eine einzige an sie gerichtete Frage usw. als ihre Beschützer, Ratgeber zur 
Seite haben und so den Dieb vor Ueberraschungen bewahren. 
Dem Aufppasser ist ein großes Feld eingeräumt, auf dem er seine Schlauheit 
spielen lassen und dem Diebe ein Warner und Fluchtverhelfer werden kann. Deshalb 
müssen auch die Schutzmannspatrouillen nach dieser Richtung hin instruiert werden, 
damit sie nicht mittelbar dem Diebe mit helfen. Denn dort, wo ein Schutzmann 
eine Amtshandlung vornimmt, wo sich das in der Nähe befindliche Publikum leicht 
versammelt und nur Auge und Ohr für das Vorkommnis hat, kann der in der 
Nähe tätige Dieb die beste Gelegenheit erhalten, ungestört zu arbeiten. 
Der Gehülfe des Taschen-, Markt= und Ladendiebes stellt sich so auf, daß 
er dem Diebe Gelegenheit gibt, den Diebstahl unauffällig auszuführen. Als Gehülfe 
des Taschendiebes wird er eventuell einen Menschenauflauf verursachen oder im 
Straßengedränge sich so an das Opfer drängen, daß dasselbe nicht fühlt, wenn der 
Dieb operiert. Weiter nimmt der Gehülfe auch gestohlene Gegenstände sofort von 
dem Dieb in Empfang und bringt sie in Sicherheit. Der Gehülfe des Markt= und 
Ladendiebes fesselt durch Gespräche den Verkäufer usw. und stellt sich so auf, daß 
der Dieb die ausgelegten Gegenstände leichter in seinen Besitz bringen kann.
	        
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