380 I. Der exekutive Kriminalbeamte.
zu beschreiben sein würden, und alle diese Kennzeichen auf dem Körper einer anderen
Person genau so zu finden wären. Aus diesem Beispiel kann aber gelernt werden,
wie bei solchen Polizeibehörden, welche weder die Bertillonage noch die Daktyloskopie
eingeführt haben, die mit der Aufnahme von Signalements betrauten Beamten auch
auf anderem Wege viel zur Identifizierung von Personen beitragen können, wenn
sie nämlich die Signalements nach einem gewissen System aufnehmen und ebenfalls
die Rubrik „Besondere Kennzeichen“ mit peinlichster Sorgfältigkeit aus füllen. Nach
einer gewissen Reihenfolge sehe man die Körperteile des Aufzunehmenden an, z. B.
rechter Arm, linker Arm, Gesicht, Hals, Brust, Rücken, Leib, rechtes Bein, linkes
Bein usw. Bei der Beschreibung der Kennzeichen nehme man jedes einzelne Zeichen
mit auf, welches irgend von Bedeutung für die Wiedererkennung sein kann. Ein
in der Beschreibung der „Besonderen Kennzeichen“ flüchtig und ungenau auf-
genommenes Signalement wird bei späterer Verwertung zur Feststellung einer
Person leicht zu Zweifel und Unsicherheit Anlaß geben können und dem Verbrecher
sogar selbst eine Waffe in die Hand drücken, in dem Einwande, daß er mit der
einzuliefernden Person nicht identisch sein könne, da ja sonst die alte Narbe, der
Leberfleck oder das Muttermal ganz sicher auf dem Signalement verzeichnet sein
würden. Früher glaubte man, daß alte Tätowierungen unauslöschlich seien und
verbleiben. Es ist aber ein Verfahren entdeckt worden, mit Hülfe dessen Tätowierungen
auf dem menschlichen Körper wieder ausgelöscht werden können. Bei diesem Heraus-
ätzen der Tätowierungen bleiben aber gewöhnlich Narben zurück, nach welchen man
bei Vergleichung von Signalements mit der Person des Verdächtigen suchen muß.
Bei Aufnahme von Signalements fertige man am besten von den Tätowierungen
eine dem Signalement beizufügende Skizze an, messe die Tätowierungen genau und
beschreibe genau die körperliche Oertlichkeit, an der sie eingestochen sind.
Auch die Unterschrift des Aufzunehmenden ist für den Erkennungsdienst von
großer Wichtigkeit. Merkt man, daß der Aufzunehmende seine Schrift zu verstellen
versucht, so veranlasse man in unauffälliger Weise denselben mehrere Zeilen zu
schreiben, indem man außer den Namen noch andere Worte schreiben läßt.
Schon der griechische Philosoph Aristoteles unterschied drei Hauptfärbungen
des menschlichen Auges, nämlich Blau, Schwarzbraun und Dunkel-Orange. Diese
Einteilung hat Dr. A. Bertillon seiner Klassifizierung des menschlichen Auges eben-
falls zu grunde gelegt und dahin erweitert, daß er das Aussehen des Auges nach
den Grundfärbungen des Auges und des Pigments, welches, darüberhin und um die
Pupille gelagert, die Regenbogenhaut bedeckt, in sieben verschiedene Klassen registriert.
Endlich finden sich auf den Meßkarten Bertillons auch Rubriken für Fingerabdrücke
des Aufzunehmenden.
Die so für den einzelnen Verbrecher ausgefüllten Meßkarten werden zur
leichteren Auffindbarkeit der neuen Karte in systematischer Einteilung bei der auf-
nehmenden Polizeibehörde aufbewahrt.
Die Meßkarten werden zunächst in solche für Männer, für Weiber und für
Jugendliche geschieden. Drei Unterabteilungen in diesen drei Hauptgruppen ergeben