Daktyloskopie. 385
charakterisierenden Linienmuster am nächsten liegt (siehe Figur 3). Wird das Delta
durch das Auseinanderlaufen zweier Papillarlinien gebildet, so ist der äußere
Terminus entweder ein einzelner Punkt oder ein Stück einer Papillarlinie, nämlich
immer der Teil der Papillarlinie, welcher dem Punkte am nächsten liegt, an welchem
die beiden Papillarlinien zuerst auseinander laufen (Figuren 4 und 5).
L-Hauptgruppe.
Unter die L-Muster fallen die Schlingen= und die Bogen-
muster; die Schlingenmuster zerfallen in Ulnar= und in Radial-
schlingen, die Bogenmuster in einfache und tannenartige Bogen.
Bei der Betrachtung von Figur 6 bemerkt man im Kern des Bildes eine
Anzahl Linien, die von rechts nach links laufen, oben eine Kuppe bilden und dann
nach der Ausgangsseite zurückkehren. Diese Linien bilden die Form von Schlingen
und werden, da das Fingerabdrucksystem international werden soll, mit dem Wort
Lasso — spanisch Lazo, eine Fangschlinge für Steppenpferde und Büffel in Süd-
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amerika — bezeichnet. Bei der Schlinge ) unterscheidet man den
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Kopf 1—2, die Schenkel 1, 3 und 2, 4 sowie die Mündung. Charakteristisch
für das Schlingenmuster ist die Bildung nur eines Deltas.
Figur 7 zeigt die Arm= und Handknochen eines Armes. 1 ist der Daumen
und 2 der Kleinfinger, 1 ist der Radiusknochen und II der Ulnarknochen. —
Radius ist die Speiche des Vorderarmes, Ulna der Ellenbogen. — Die schon er-
wähnten Lassos — Schlingen — werden nach dem Knochen benannt, nach dem ihre
Mündung zugekehrt ist. Z. B. eine Schlinge auf der Fingerbeere des kleinen
Fingers unserer Zeichnung, welche nach dem Knochen 1 ausmündete, wäre eine
Radialschlinge usw.
Hierdurch ergibt sich eine hauptsächliche Untereinteilung der Schlingenmuster.
Die Schlingen werden mit R— Radialschlingen und U— Ulnarschlingen
bezeichnet.
Unterabteilungen der Radial= und der Ulnarschlingen werden wieder durch
Zählen gewisser Papillarlinien gefunden.
In den Schlingen, und zwar in den innersten Schlingen oder Schlingenlinien,
befinden sich ab und zu eine oder einige gerade Linien, die man Stangen
nennt. Diese Stangen, welche man als Kern der Schlingen bezeichnet, bilden
ebenfalls einen Anhaltspunkt für die Klassisikation. Figur 8 zeigt ein L. Muster,
in welchem der Kern eine Stange bildet. Den Scheitelpunkt dieser Stange
bezeichnet man als inneren Terminus, sind im Kern der Schlinge mehrere
Stangen in ungerader Zahl vorhanden, so bildet den inneren Terminus der
Scheitelpunkt der mittleren Stange, sind mehrere Stangen in gerader Zahl vor-
handen, so werden die beiden innersten Stangen durch eine Kuppe verbunden und zu
einer Schlinge gestaltet gedacht und der innere Terminus so bestimmt wie bei