386 I. Der exekutive Kriminalbeamte.
einem Schlingenmuster mit einer Schlinge als Kern, nämlich in dem Punkte des vom
Delta entfernteren Schenkels dieser Schlinge, wo die Kuppe beginnt (Figuren 9—11).
Nun denkt man sich vom innern nach dem äußern Terminus (s. oben) eine gerade
Linie gezogen und zählt die Papillarlinien, welche von dieser geraden Linie geschnitten
werden. Die Zahl dieser Papillarlinien, wobei äußerer und innerer Terminus nicht
mitgezählt werden, geben den Anhalt für die Unterabteilung.
Bogenmuster, die andere Hauptunterabteilung der L.- Muster, sind solche,
bei welchen die Papillarlinien von der einen Seite des Musters zur anderen laufen,
ohne daß auch nur eine Linie nach derselben Seite zurückkehrt. Dieses Muster
hat meist kein Delta. Figur 12. Eine Unterart des Bogenmusters ist wieder der
zeltartige Bogen, bei welchem in der Mitte eine Papillarlinie mehr oder
weniger steil aufwärts steigt und die Achse des Musters bildet, an wolche sich
die anderen schräg verlaufenden Papillarlinien in spitzem Winkel anlehnen, so daß
ein zeltartiges Gebilde entsteht. Da dasselbe auch einer Tanne ähnlich sieht, bezeichnet
man diese Unterabteilung auch mit tannenartiger Bogen. Es hat ebenfalls
meist kein Delta.
Als Abkürzung bedient man sich für Bogenmuster des Buchstaben A —
abgeleitet von dem lateinischen Wort arcus, der Bogen — und für zeltartige
bezw. tannenartige Bogen des Buchstaben T — abgeleitet von dem lateinischen
Wort tectus, versteckt, verdeckt.
W.Hauptgruppe.
Die Bezeichnung W für diese Gruppe ist durch das Wort „Wirbel“ gegeben
worden. Die sogenannten Wirbelmuster, bei welchen die Papillarlinien ein
System konzentrischer Kreise oder Ellipsen bilden, beziehentlich in Form einer Spirale
sich winden, werden in der Daktyloskopie mit W bezeichnet. Das Muster gleicht
auch dem Bilde einer Schnecke. Siehe Figuren 14—17.
Das Wirbelmuster bildet zwei Delta. Unter die Hauptgruppe W fallen
als Unterabteilungen die Schneckenmuster, die sogenannten zusammengesetzten
Muster und die zufälligen Muster, welche also ebenfalls mit W bezeichnet
werden. Die zusammengesetzten Muster werden wieder in Zentraltaschen
(Kombinationen von Wirbeln und Schlingen) und in Doppel= beziehentlich
Zwillingsschlingen (Kombination von zwei Schlingen) untergeteilt.
Als zufälliges Muster hat jedes zu gelten, welches unter eine der angeführten
Klassen nicht zu bringen ist.
Figur 18 zeigt ein zufälliges Muster, in welchem die Papillarlinien
Kombinationen von Wirbel= und Schlingenmuster bez. ein Bild unausgesprochenen
Charakters aufweisen.
Aufgabe des einzelnen Polizeibeamten wird es sein, sich mit dem System
vertraut zu machen und die Abnahme eines verwendbaren Fingerabdrucks zu er-
reichen. Sollte, wie in Sachsen, die Daktyloskopie obligatorisch eingeführt werden,