Full text: Handbuch für den exekutiven Polizei- und Kriminalbeamten.Zweiter Band. 1905. (2)

1. Diebstahl. 41 
laube“ lagen aufgeschlagen auf dem Fußboden. Die 
Eheleute Mannl behaupteten, sie hätten nichts an 
dem, wie sie alles vorgefunden, geändert. 
Auf den weißgescheuerten Dielen der Stube 
konnte ich Spuren von Straßenkoth, wie er auf dem 
Fensterbrette lag, nicht entdecken. 
Die in dem ersten Stockwerke wohnende Aus- 
züglerin Emma Brauer erzählte mir, daß sie, 
die über der Wohnstube Mannls nach der Straße 
heraus schlafe, die ganze Nacht sehr schlecht geschlafen 
habe, weil sie Zahnschmerzen habe. Sie habe aber 
von Einschlagen einer Scheibe und Klirren von 
Scherben nichts vernommen. Sie machte ein eigen- 
tümliches Gesicht und meinte: „Wer weiß, wer das 
Geld hat.“ Auf Befragen, was sie damit sagen 
wollte, antwortete sie mir ausweichend. 
Nunmehr frug ich Mannl, auf wen sein wieder- 
holt angedeuteter, aber niemals ausgesprochener Ver- 
dacht falle. Er wollte nicht mit der Sprache heraus, 
erklärte aber schließlich, er müsse auf den Dienstknecht 
Emil Karl Döring, beim Gutsbesitzer Franz 
Sommer in Oberpesterwitz in Stellung, Verdacht 
schöpfen, weil dieser schon zweimal wegen Diebstahls 
vorbestraft sei, als Mitglied des Pfeifenklubs Kenntnis 
von seinem Kassenbestand haben müsse und sich bei 
ihm in der letzten Woche zwecks Besprechung des 
Sommervergnügens einmal eingefunden habe. Daß 
Döring wegen Diebstahl vorbestraft sei, was auch 
mir bekannt ist, habe er aber erst vorgestern von 
einem anderen Vereinsmitgliede erfahren. 
Ich begab mich sofort zu dem Gutsbesitzer 
Sommer, der mir aber erklärte, Döring sei seit vor- 
gestern mit seinem Sohne auf dem Viehhandel. Heute 
morgen habe er von seinem Sohne eine Postkarte 
aus Nossen bekommen, auf der er ihm anzeige, daß 
er mit Döring gute Einkäufe gemacht habe. Diese 
Postkarte folgt der Anzeige bei. Hiernach ist aus- 
geschlossen, daß Döring, dessen Alibi nachgewiesen ist, 
der Täter sein kann. 
Gestern nachmittag kam ich zufällig mit dem 
Materialwarenhändler Felix Vogel, der in Nieder- 
pesterwitz Nr. 16 wohnt, über den bei Mannls
	        
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