Full text: Handbuch für den exekutiven Polizei- und Kriminalbeamten.Zweiter Band. 1905. (2)

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Formularbuch. 
gleichfalls mit Bestimmtheit, daß die Mildner draußen 
gewesen sei. Hierzu wird bemerkt, daß die Arbeiterinnen 
mit dem Rücken nach dem von der Türe ausgehenden 
Mittelgang und mit dem Gesicht nach den gegen- 
über zu beiden Seiten befindlichen Fenstern sitzen. 
Eine von der Barnum und mir an Ort und 
Stelle oberflächlich vorgenommene Durchsuchung der 
Kleider der Mildner war ergebnislos. Die Klüder 
teilte mir noch leise mit, daß die Mildner ganz in 
ihrer Nähe wohne und möglicherweise gesehen habe, 
daß sie von der Sparkasse gekommen set; jedenfalls 
habe sie der Mildner gelegentlich gesagt, daß sie ein 
Sparkassenbuch habe. Die Mildner stellte das letztere 
nicht in Abrede, bestritt aber, die Klüder von der 
Sparkasse kommend gesehen zu haben. 
Ueber den Leumund und die Glaubwürdigkeit 
der Mildner konnten Mattuscheck und die Barnum 
keinerlei Auskunft geben, ebensowenig bezüglich der 
Klüder, deren Angaben mir aber einen glaubhaften 
Eindruck machten, weil sie durch Vorweisung des 
auf ihren Namen lautenden Sparkassenbuches Nr. 1107 
die Abhebung der 15 Mark für den 24. d. Mts. 
mir sofort nachgewiesen hatte. 
Da mir der Verdacht gegen die Mildner 
genügend begründet erschien, sistierte ich sie zur 
Polizeiwache. Bei der Entnahme ihres Jacketts aus 
der Garderobe, das ich sofort nochmals durchsuchte, 
siel mir auf, daß dieses Jacket gerade im ent- 
gegengesetzten Winkel (e) vom Jacket der Klüder (d) 
hing. 
An Polizeistelle wurde die Mildner von der 
Aufwärterin Barbara verehel. Tauschner körper- 
lich durchsucht und hierbei in ihrem rechten Strumpfe 
ein Zehnmarkstück und ein silbernes Fünfmarkstück 
gefunden. Die Mildner verweigerte zunächst die 
Auskunft darüber, woher sie das Geld habe und 
weshalb sie es im Strumpfe führe. Die Klüder 
vermochte die Geldstücke nicht zu rekognoszieren. 
Auf mehrmaligen eindringlichen Vorhalt war 
die Mildner geständig, das Geld mit dem Porte- 
monnaie der Jacketttasche der Klüder entnommen, 
das Portemonnaie in das Klosett 2 geworfen
	        
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