Full text: Handbuch für den exekutiven Polizei- und Kriminalbeamten.Zweiter Band. 1905. (2)

II. Unterschlagung. 55 
Von der Gesamtsumme von 855 M. 30 Pf. 
gehe zunächst ein Betrag von 100 M. ab, die er 
als Kaution bei Bialas habe hinterlegen müssen; er 
habe sich deshalb für berechtigt angesehen, Gelder 
im Betrage bis zu 100 M. im Bedarfsfalle von 
den kassierten Beträgen in seinen Nutzen zu ver- 
wenden, da ja Bialas hierfür jederzeit gedeckt sei. 
Bialas hatte gegen diese Auffassung nichts einzuwenden. 
Weiter will Matthes seinen festen Monatsgehalt 
mit 75 M. für Dezember 1904 nicht erhalten und 
von dem am 20. Dezember 1904 bei Mann kassierten 
Betrag von 78 M. 80 Pfg. gekürzt haben, da er 
gerade zu Weihnachten notwendig Geld gebraucht habe. 
Er habe mit dem Einverständnisse des Bialas gerechnet. 
Auch dieser Ansicht trat Bialas nicht entgegen. 
Weiter, wendete Matthes ein, beziehe er ver- 
tragsmäßig von den bei den Kunden tatsächlich ein- 
gezogenen Geldern eine Verkaufsprovision von 10 5%, 
sodaß er auf die vereinnahmten 855 M. 30 Pf. 
insgesamt 85 M. 53 Pf. noch zu fordern habe, da 
ja die Provision noch nicht verrechnet sei. Bialas 
gab diese Darstellung als richtig zu. 
Matthes erklärte ferner, er habe aus seinen 
Mitteln Auslagen bestreiten müssen, die er nach dem 
Vertrage zu tragen nicht verpflichtet sei. Er habe 
Standgeld für zwei Eisenbahnwaggons Kohlen mit 
zusammen 44 M. auf dem hiesigen Güterbahnhofe 
bezahlen müssen, weil die Abnehmer, welche ihm die 
Abnahme dieser Kohlen zugesagt hätten, aus von 
ihm nicht verschuldeten und nicht zu tragenden 
Gründen von der Bestellung zurückgetreten seien. 
Bialas gab an sich die Tatsache des Verlags von 
44 M. zu, meinte aber, Matthes habe sich besser 
vorsehen müssen. Da aber die Kohlenwaggons für 
Bialas bestellt sind, dürfte dieser als Geschäftsherr 
die Gefahr der Abnahme und somit das Standgeld 
zu tragen haben. Bialas schien dies auch einzusehen. 
Endlich brachte Matthes vor, er habe bei Bialas 
täglich nur 1 M. 50 Pf. Spesen gehabt, womit er 
aber, namentlich in der geschäftsflauen Sommerszeit, 
nicht habe auskommen können Er habe seinem 
Prinzipal dies wiederholt vorgestellt und erklärt, es
	        
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