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Formularbuch.
Geldstück aufgehoben, aber sofort gesagt, er müsse
mindestens noch 5 Mark haben, sonst werde er ihn doch
auf dem Postplatze sofort dem Schutzmann übergeben.
Da er nun der Verfolgung seiten des Aufdringlings
überdrüssig gewesen sei, habe er auf dem Postplatze den
dortigen Gendarm um Festnahme des Hoffmann ersucht.
Der Beschuldigte Hoffmann gab im allgemeinen
die Darstellung Großmanns, aber mit folgender Ab-
weichung, zu. Im Pissoir habe Großmann seinen
eigenen Geschlechtsteil völlig entblößt hängen lassen,
sei etwas zurückgetreten und habe so auch sein Glied
sehen müssen. Plötzlich habe ihm Großmann mit
der rechten Hand an sein entblößtes Glied gegriffen
und gesagt: „Ein fester Kerl. Zwanzig Mark würde
ich geben.“ Da er nun gehört habe, daß es solche
Männer — Urninge — gebe, welche an den Geschlechts-
teilen junger Leute Gefallen finden, habe er beschlossen,
zwar nicht auf weiteres einzugehen, aber doch den Un-
bekannten beim Worte zu nehmen, um von ihm für das
Anfassen seines Geschlechtsteiles wenigstens einige Mark
als Strafe wegen seiner Unverschämtheit zu erhalten.
Deshalb sei er dem Großmann durch die Straßen
nachgefolgt und habe Geld — nicht gerade 20 Mark
— verlangt. Mit den 5 Mark, die er im Zwinger
erhalten, sei er nicht zufrieden gewesen. Er habe sich
bei seiner Arbeitslosigkeit einige Mittel verschaffen
wollen. Deshalb habe er noch weitere 5 Mark verlangt.
Großmann stellt in Abrede, daß der Vorgang
sich so, wie Hoffmann ihn schildere, im Pissoir
zugetragen habe. Allein Großmann zeigte ein sehr
scheues, verlegenes Wesen, hat einen stechenden Blick
und macht äußerlich den Eindruck eines Urnings.
Näheres konnte aber nicht ermittelt werden.
Auch Hoffmann ist als sogenannter Pupenjunge
noch nicht bekannt.
Dem Hoffmann ist sicher bewußt gewesen, daß er
kein Recht hatte von Großmann Geld zu verlangen,
selbst wenn jener ihm in der behaupteten Weise an den
Geschlechtsteil gegriffen haben sollte.
Hoffmann wird wegen versuchter und vollendeter
Erpressung zur Anzeige gebracht und ist, weil er der
Flucht verdächtig erscheint, in Haft behalten worden.