VI. Betrug. 85
wie sie jeder Familienvater zu besitzen pflegt. Die
verehel. Lauckner erklärte, sie kümmere sich um die
Papiere ihres Mannes nicht.
Henke machte uns darauf aufmerksam, daß die
Lauckner viel bei ihrer Mutter, der hier Uhland-
straße 81, III wohnhaften Veronika Auguste verw.
Landgraf verkehre und daß etwa von Lauckner ge-
schriebene Briefe wohl nicht bei seiner Frau, sondern
eher bei seiner Schwiegermutter zu finden wären.
Ehe noch die Lauckner die verw. Landgraf von
der erfolgten Durchsuchung in Kenntnis setzen konnte,
begab ich mich mit Kriminalgendarm Ehrlich in die
Wohnung der Landgraf, wo wir ebenfalls eine Durch-
suchung vornahmen. Hierbei fanden wir hinter einem
alten Bilde in der Schlafstube der Landgraf bei-
folgenden von Lauckner am 12. d Mts. aus München
an seine Frau gerichteten Brief. Lauckner teilt in dem-
selben seiner Frau mit, daß Aßler zu bedenklich sei
und den Abschluß des Vertrags hinausschiebe. Sein
geliehenes Geld gehe zu Ende, sie solle ihm 40 M., die
sie sich borgen solle, schicken, er erwarte auch Reisegeld
aus Brüssel. Offenbar handelt es sich um das
Henkesche Modell, das er, Lauckner, an Afßler ver-
kaufen will. Näheres über Lauckners Absichten geht
aber aus seinem Brief nicht hervor. Nachricht von
der Verhaftung des Beschuldigten ist noch nicht ein-
getroffen.
Dresden, den 18. Dezember 1904.
Nachdem gestern Abend die der Kgl. Staats-
anwaltschaft sofort weitergegebene Nachricht von der
Verhaftung Lauckners und Baumbachs durch die
Kgl. Polizeidirektion München mitgeteilt wurde, traf
heute Nachmittag der beifolgende Polizeibericht aus
München mit einem an Henke und einem an die
verw. Landgraf als Deckadresse der Lauckner gerichteten,
von Lauckner herrührenden Briefe hier ein. Aus den
beiden ziemlich gleichlautenden Briefen geht Lauckners
Sachdarstellung hervor.
Er will auf Henkes Patent schon viel Mühe
verwandt und sogar Auslagen dafür aus eigener
Tasche gemacht und sich zufolge seiner Mittellosigkeit