37. Gewinnsüchtige
Privaturkunden-
sälschung, Betrug und
gewinnsüchtige
intellektuelle Urkunden--
sälschung, Urkunden-
vergehen im Amte.
§ 267, 268 Ziff. 1, 263, 73.
271, 272, 348 d. Str.G.Ba.
Formularbuch.
Kenn bestreitet, die Zeugnisse fälschlich her-
gestellt zu haben; er will sie gefunden haben.
Im übrigen gesteht er zu, sich bei Strache
als Bayer unter Vorlegung der Zeugnisse eingeführt
und, um die 3 M. zu erlangen, vorher die Qnittung
mit Bernhard Bayer unterschrieben zu haben. Es
sei auch nicht seine Absicht gewesen, den Dienst bei
Strache anzutreten. Sachen habe er bei einer Wirtin
nicht stehen gehabt.
Bayer ist festgenommen worden und wird wegen
gewinnsüchtiger Privaturkundenfälschung, Betrugs
und falscher Anfertigung von Zeugnissen bezw. Ge-
brauchs falscher Zeugnisse zum Zwecke seines besseren
Fortkommens zur Anzeige gebracht.
Leipzig, den 17. Oktober 1904.
Der hier Schillerstraße 16, III wohnhafte in-
valide Schuhmacher Otto Pause zeigte gestern
hier an, daß er drei Monate lang sich im Kranken-
hause befunden habe und gestern wieder in seine
Wohnung zurückgekehrt sei. Da er eine Invaliden=
rente beziehe, die er während seiner Krankheit nicht
habe erheben können, habe er sofort die Quittungen
auf die Monate August und September unterzeichnet
und beim hiesigen Stadtrate beglaubigen lassen wollen,
um die rückständigen Rentenbeträge zu erheben. Da
habe er erfahren, daß diese bereits auf die erwähnten
Monate erhoben worden seien. Es seien ihm auch
die Quittungen vorgelegt worden, deren Unterschrift
aber nicht von ihm herrührten. Der Ratsbeamte,
welcher diese Unterschriften insofern beglaubigt habe,
als er bestätigt hat, daß die Unterschriften von ihm,
Otto Pause, wirklich herrührten, habe ihm mitgeteilt,
daß der dem Ratsbeamten persönlich bekannte
am 12. April 1870 in Werdau geborene Stuben-
maler
Alfred Max Stürke,
hier, Dresdener Straße 47, III wohnhaft,
die beiden Quittungen gebracht und versichert habe,
daß sie von Pause, der krank zu Bette liege, unter-