Full text: Handbuch für den exekutiven Polizei- und Kriminalbeamten.Zweiter Band. 1905. (2)

XIII. Verbrechen und Vergehen wider das Leben. 133 
Bei meinem Eintreffen in der 8. Polizeibezirks- 
wache wurde mir daselbst 
der am 9. Juni 1861 in Schirgiswalde geborene 
Arbeiter 
Gustav Reinhold Legt, 
hier, Louisenstraße 64, IV wohnhaft, 
als der Täter übergeben und als der Erschossene der 
städtische Laternenwärter Franz Anton Wagner, 
hier, Martin Lutherstraße 39, III wohnhaft, bezeichnet. 
Der Louisenstraße 91, gleich neben der Polizei- 
wache wohnhafte praktische Arzt Dr. Werner war 
bereits an Ort und Stelle, hatte den Wagner unter- 
sucht und teilte mir mit, daß ihn eine Kugel in 
das Herz getroffen haben müsse; er sei vor wenigen 
Minuten verschieden. Mittlerweile traf die ebenfalls 
bereits benachrichtigte verehelichte Wagner ein, re- 
kognoszierte die Leiche ihres Ehemannes und kannte 
auch den Legt. Die Wagner wurde verständigt, daß 
die Leiche ihr noch nicht ausgeantwortet, sondern 
wegen der etwa zur genauen Feststellung der Todes- 
ursache erforderlichen gerichtlichen Sektion gesichert 
bleiben müsse. 
Dr. Werner erklärte mir, daß Legt auf sich 
selbst zwei Schüsse abgegeben habe. Beide Kugeln 
haben ihn aber nur an der rechten Backe gestreift, 
die verbunden worden war. 
Der auf der Wache anwesende Vizefeldwebel 
der 2. Kompagnie des Leibregiments Nr. 100 Karl 
Florenz Schneider gab mir folgendes an. 
Er sei gegen 11 Uhr auf dem Rade auf der 
Bautzner Straße gefahren und habe, als er in der 
Höhe der Prießnitzstraße gewesen sei, in seiner Nähe 
einen Schuß fallen hören. Da sei auch schon der 
Mann, der tot sei, auf ihn zugelaufen gekommen, 
habe ihn um Hilfe gebeten, weil ihn sein Feind 
erschießen wolle. In dem nächsten Augenblicke sei 
aber auch schon ein anderer Mann, der verhaftete 
Legt, gekommen, ein zweiter Schuß habe gekracht, 
der Getroffene sei zusammengebrochen und der 
andere habe wieder kehrt gemacht. Gleich darauf 
habe Schneider noch zwei weitere Schüsse gehört,
	        
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