XIII. Verbrechen und Vergehen wider das Leben. 145
Steindler bemerkte noch, die Sendling müsse
zwei Vorsaalschlüssel haben, genau so wie sie zwei
Hausschlüssel habe, die ebenfalls vorgefunden wurden.
Man hat den Eindruck gewonnen, als ob der
Mörder unter den Hausbewohnern zu suchen sei. Er
muß ziemlich genaue Kenntnis von der Lebensweise
und den Eigenheiten der Sendling gehabt, er muß
sich mittels falschen Schlüssels oder auf sonstige
Weise Zugang verschafft, vielleicht in der Wohnung
verborgen und die Sendling, nachdem sie zu Bette
gegangen, überrascht haben. Ein Kampf scheint
zwischen ihr und ihm nicht stattgefunden zu haben.
Im Parterre des Hauses wohnt der Privat-
mann Artur Markus; er ist ein alter Mann,
ebenso ist seine Frau Selma geb. Beuler bejahrt.
Kinder haben sie nicht, auch kein Dienstmädchen.
Ueber den Verkehr und Umgang der Eheleute Markus
konnte nichts ermittelt werden. In der ersten Etage
wohnt der Ministerialsekretär Heinrich Bellmann
mit seiner Ehefrau Valeska geb. Günther und
einer 14 Jahre alten Tochter. Ein 22 Jahre alter
Sohn Leopold Hugo studiert an der hiesigen Universität
Staatswissenschaft. Das 18 Jahre alte Dienstmädchen
Katharina Edling hat ein Verhältnis mit einem
Soldaten.
In der zweiten Etage wohnt der Hauswirt
Steindler mit seinen drei schulpflichtigen Kindern,
ein Dienstmädchen haben sie nicht.
In der dritten Etage wohnt die Sendling und
der schon erwähnte verw. Henoch mit seinen zwei
Töchtern.
Im vierten Stock wohnt der Maurer Andreas
Säbler mit seiner Ehefrau, welche zugleich den
Hausmannsposten versehen und von Steindler als
brave ehrliche Menschen geschildert werden, sowie
eine 65 Jahre alte Witiwe Ludwiga Donat, die
am Stocke geht.
Einen Verdacht konnte Steindler gegen keine
Person aussprechen; auch sonst konnten mir von den
Hausbewohnern, soweit ich sie beim Verschluß der
Sendlingschen Wohnung in der Hausflur zu sehen
bekam. keine Anhaltspunkte gegeben werden. Die
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