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Formularbuch.
Radeberg, den 25. Januar 1904.
Heute morgen 1 Uhr 35 Minuten wurde an
Polizeistelle gemeldet, daß es wiederum in unserer
Stadt brenne. Das Feuer war in der in hiesiger
Fabrikstraße gelegenen Strohhutfabrik von Gustav
Kurz ausgebrochen, und zwar in dem eigentlichen
Fabrikgebäude, also dem Mittelgebäude des ganzen
Kurzschen Grundstückes. Das Feuer hat in Kisten
und Verpackungsmitteln reiche Nahrung gefunden, so-
daß das Fabrikgebäude, welches aus Ziegelsteinen
gebaut ist, völlig ausgebrannt ist.
Der Feuerwehr ist es auch in diesem Falle
gelungen, die angrenzenden Gebäude, z. B. das Kessel-
haus, das Trockenhaus, den Pferdestall, das Kontor-
gebäude und einen großen offenen Schuppen vor dem
Feuer zu schützen.
Das Gesamtbild des Kurzschen Etablissements
ergibt sich aus der beifolgenden Skizze I (S. 179.)
Erläuternd wird noch folgendes bemerkt.
An den Pferdestall schließt nach hinten das
Trockenhaus. An beide Anbauten grenzt nach Westen
das Kesselhaus; dessen Westseite wiederum verlängert
die Westseite des Fabrikhauptgebäudes. An der
östlichen Grenzmauer des Trockenhauses ist der Abort,
weiter hinten der 2,5 m hohe Hühnerstall angebaut.
Zwischen Abort und Hühnerstall erhebt sich die große
Fabrikesse, mit ihrer Westmauer an das Trockenhaus
anschließend. An der Südseite der Esse ist der Blitz-
ableiter angebracht. Zwei von den Fenstern an der
Hinterseite des Fabrikhauptgebäudes gehen auf das
niedrige Dach des Pferdestalles und Kesselhauses hinaus.
Das 1. Stockwerk des ausgebrannten eigentlichen
Fabrikgebäudes ist nach den Angaben des Kurz, wie
auch der Augenschein ergibt, in einen größeren und
einen kleineren Raum geteilt; in dem größeren
arbeiteten die Frauen, während der kleinere Raum
nur als Lagerraum für Strohwaren, Packmaterial,
Bindebast usw. diente. Auch in dem großen Raum
hat eine Menge Packpapier gelegen, und zwar gerade
in der Nähe des nach dem Dache des Pferdestalles
hinausgehenden Fensters. Das ganze Gebände hatte
ein flaches Dach und war mit Dachpappe gedeckt.