Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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findende) Zusammenstellung des Meißnischen Löwen und der Landsberger 
Pfähle in veränderten Farben; hier schwarz und gelb. 
Bereits mehrere Male hatte das Leben des Sachsenfürsten in ernstester 
Gefahr geschwebt. Mit knapper Not war Moritz einst dem Tode des Er— 
stickens entgangen, als sein Schlafgemach (die Kammer eines Bauernhauses 
im türkischen Feldzuge) sich mit Rauch gefüllt hatte. Bei Mühlberg hatte 
ein kurfürstlicher Reiter dem Herzog bereits seine Schußwaffe auf die Brust 
gesetzt, als dieselbe, wie durch ein Gotteswunder, versagte. Und bei Inns— 
bruck setzte Moritz, gelegentlich der schon erwähnten Meuterei der Reiffen— 
bergschen Landsknechte, sein Leben noch weit direkter aufs Spiel, als er 
dies sonst in jeder Schlacht tat. Im Türkenkriege 1542 aber, wäre der 
allzumutig vorwärts gedrungene Herzog unfehlbar den Schwertstreichen der 
ihn dicht umdrängenden Feinde erlegen, die ihn bereits vom Pferde herunter 
gehauen hatten, wenn nicht Sebastian von Reibisch, der sich über ihn warf, 
in aufopfernder Vasallentreue sein Leben für das seines Herren ließ. Bei 
Sievershausen im Braunschweigischen nun (bei dem Kriege, den Moritz gegen 
Albrecht von Brandenburg führen mußte, der die Verträge nicht hielt), am 
9. Juli 1553, während seine Banner siegreich vordrangen und die Sachsen 
das Feld behaupteten, traf den edlen Fürsten die tödliche Kugel. Sanft 
legte man den zum Tode Verwundeten unter einen Weidenbaum und von 
hier aus leitete der sterbende Held — der noch die Freude erleben durfte, 
den durch den Sächsischen Reiterführer Wolf von Totenwart herbeigeführten 
Sieg seiner Waffen zu erfahren —, einem Epaminondas gleich, den Gang 
Dann weiter: „Wie wird es, dank unserer Schulreform, in nicht allzu langer Zeit aus- 
sehen auch um unser deutsches Studententum? Auch euch Neueren leuchtet die Liebe zur 
Wissenschaft aus den jugendlichen Augen, wenn ihr einzieht in die Musenstadt, von der 
eure Alten sungen und wo ihr nun auch zwitschern wollt. Doch bald werdet ihr andere 
Gesichter machen. Wenn du auch Jurist und ein hohes Tier werden willst, das corpus juris 
mußt du übersetzen können und laß dich nicht täuschen, lingua Latina ist eine spröde Jungfrau, 
bei der ohne Grammatik nichts anzufangen ist. Und du armer Mediziner und Naturwissen- 
schaftler, dir wird bald der Schädel brummen von all den griechischen und lateinischen Namen 
in deinem Fach, also her mit der griechischen und lateinischen Grammatik! Vollends nun ihr 
armen klassischen Philologen und Theologen, deren Professoren so grausam sind, ihre Kollegia. 
mit Latein, Griechisch und Hebräisch anzufangen. Wo sollt ihr hin vor Angst?“ „Ihr Männer 
auf den Lehrstühlen der deutschen Hochschulen, liegt euch wirklich bloß an der Frequenz 
eurer Universitäten, nicht auch an dem geistigen und leiblichen Wohl eurer Hörer? Idealis- 
mus und Materialismus, das sind die beiden Mächte, die heut sich gegenüber stehen und 
zum Siege des letzteren tut man in Preußen mit der Schulreform den ersten großen Schritt. 
Du kannst es nicht ändern, wenn es auch wehe tut, wenn man sieht, wie aus dem Volke 
der Dichter und Denker ein Volk von Krämer= und Banausenseelen wird, würdig unserer 
merkantilen englischen Vettern jenseits des Kanals. Habeant sibi!“ In der Ersten 
Sächsischen Kammer (2. Juni 1902) hat der Geheime Rat Profeffor Dr. Wach (im Sinne 
der ganzen Universität Leipzig) ausdrücklich hervorgehoben, daß die humanistische Vorbildung 
mindestens für den juristischen Beruf unerläßlich sei. Wenn doch, wie die klassische Bildung, 
so auch die christliche Lehre so überzeugte Verteidiger für die Schulen fände. Mögen und 
möchten in dieser Beziehung die Worte des Freiherrn von Dürant im Herrenhause vom 
7. Mai 1902 überall Einsicht und warme Beherzigung finden.
	        
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