Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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bei unzulänglicher Schutzgewährung und Mangel an Bewegungzfreiheit 
bringen immer Umwälzungen in der Armierung mit sich.“!) Pulver und 
Feuergewehr taten das ihrige, den Wert schwergepanzerter Reitergeschwader 
und deren Rüstungen herabzusetzen. Eine der letzten Fälle alter Kriegführung 
war in sächsischen Landen die Eroberung der festen Burg Kriebstein seitens 
des dem Ritter Dietrich von Beerwalde beistehenden Markgrafen Friedrich 
des Streitbaren Anno 1415. Diese Episode ist von allgemeinerem Interesse 
auch des geschichtlich beglaubigten Umstandes wegen, der an die bekannte 
Geschichte der Weiber von Weinsberg erinnert. Friedrich der Streitbare 
forderte, daß der Ritter von Staupitz, der sich ungerechtfertigterweise in den 
Besitz jener Burg gesetzt hatte, sich ihm auf Gnade und Ungnade ergebe, 
seiner Gattin aber erlaubte er, frei abzuziehen und mit sich zu nehmen, was 
ihr das Liebste sei. Da lud die wackere Burgfrau ihren Eheliebsten auf die 
Schultern. Und da, wie einst König Konrad, so hier Markgraf Friedrich 
sein gegebenes Wort hielt, so war Staupitz gerettet. 
Bezeichnend ist auch der Kriegsheld Albrecht der Beherzte dargestellt, 
nur Haupt und Hände sind ohne Eisenhülle. Visierhelm und Eisenhandschuhe 
sind indessen an dem Rittersmann deutlich zu sehen, der hinter Heinrich 
dem Frommen einherschreitet, während die vielfache Gestaltung der Fuß- 
bekleidungen damaliger Zeit hier nur in einigen Typen angedeutet wird. 
Sie schwankt zwischen abnorm langen dünnen Spitzen und unverhältnismäßig 
breiten Klumpen. Im hohen Reiterstiefel des Ritters und dem niedrigen 
Bundschuh des Bauern — welch letzterer den Aufständischen der Bauern- 
kriege als Sinnbild vorangetragen wurde, neben dem Feldzeichen des ein 
Rädlein im Schilde des Wappens führenden Götz von Berlichingen (daher 
der Ausdruck Rädelsführer) — verkörperten sich gewissermaßen zwei Welt- 
anschauungen, das aristokratische und das demokratische Prinzip in ihren 
Extremen. Illustriert wird das z. B. durch den Ausspruch der in Sattlers 
Geschichte der Herzöge von Württemberg dem vertriebenen Ulrich in den 
Mund gelegt wird. Es sei ihm gleich, ob er durch Stiefel oder Schuh 
wieder in sein Land komme, also ob durch Hilfe des Adels oder des Land- 
volkes. — Daß damals selbst die offenkundigsten Extravaganzen in der Be- 
kleidung (und speziell auch des Schuhwerkes) der Würde und Ernsthaftigkeit 
keinen Eintrag taten, beweist unter anderem die Tatsache, daß Burggraf 
Friedrich von Nürnberg, bei seiner Belehnung mit der Mark Brandenburg 
zu Konstanz 1417, die engen Stufen zum kaiserlichen Thronsitz in Spitzschuhen 
mit klappernden Unterschuhen hinaufstieg, deren lose schwankenden, mit 
Schellen behangenen Schnäbel weit über das Doppelte des eigentlichen Fußes 
"1) Die leicht bewaffneten reisigen Knechte — von denen ein jeder in drückender Eisen- 
hülle erscheinende Edelmann einige mit ins Feldlager brachte — wurden zu leichten Reiter- 
regimentern geordnet. Eine Verschmelzung ergab die in Halbrüstung auftretenden „deutschen 
Reiter“, welche wegen des schwarzen Anstrichs, den sie den Eisenteilen ihrer Montierung 
gaben, die „Schwarzen“ schlechthin genannt wurden und bald als besonders tüchtig in der 
ganzen europäischen Welt bekannt waren.
	        
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