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befindet sich, der Sitte damaliger Zeit entsprechend, teils als Schmuck, teils
um die Krempe in bestimmter Form festzuhalten, eine schwerwiegende Schau—
münze angehängt. Hier ist dieselbe als Trägerin der drei Rebmesser, des
Wappenbildes der aus Lothringen stammenden alten Familie von Hausen
ausersehen, dadurch den Junker als einen jenes Geschlechtes bezeichnend.
(Henricus de Husen lebte 1220. Nikolaus 1300. Zu dieser Familie von
Saar und Mosel, deren übersiedelung nach Sachsen mit der Person des
Kurfürsten Clemens von Trier, eines kursächsischen Prinzen zusammenhängt,
gehört auch der im Kreuzzug 1190 gefallene bekannte Minnesänger Friedrich.)
Bevor die malerische Gruppe der drei Ernestiner zur Betrachtung ge—
langt in den pelzverbrämten Schauben, die sie über ihre geschlitzten Wämser
geworfen haben, lenkt eine „Kaiserkrone“, die als Blume sinnigerweise
Friedrich dem Weisen entgegenblüht, den Blick auf sich. Auch verdient die
Anordnung des Künstlers Beifall, nach welcher auf dem Gemälde der an
einer Hellebarde hängende grüne Ehrenkranz sich unmittelbar vor der aus-
gestreckten Hand jenes Fürsten befindet. Das Farrenkraut aber im Hinter-
grunde zeigt bekanntermaßen, wenn seine Wurzel quer durchschnitten wird,
den alten deutschen Doppeladler.
Die Schaube, jener weitfaltige, von den Männern aller Stände gleich
gern getragene Überwurf oder Oberrock, wurde gewissermaßen zum Ehren-
kleide des ausgehenden Mittelalters. In ihrer, trotz Einfachheit und Be-
quemlichkeit doch dekorativen, man könnte sagen behäbigen Form, hob sie
mit mehr oder weniger kostbarem Pelzwerk verbrämt und durchweg in ge-
sättigten Farben gehalten, die Würde des Ranges und des Alters ebenso
drastisch wie wirkungsvoll hervor und stach gegen die sonst üblichen Aus-
wüchse toller Phantasie im Trachtenwesen vorteilhaft ab. Als eine, zur
Schaube gehörige Begleiterscheinung legt sich das weiße in Falten ge-
kräufelte Hemd, als Kragen abschließend, um den Hals, in gleicher Weise
als Armkrägelein oder Manschette die Hände umsäumend, die dadurch an
Zartheit gewannen.
Der in der Darstellung des Fürstenzuges nun folgende Ritter in Visier-
helm und Plattner zeigt, als Typus damaliger Rittertracht, an Stelle des
bezeichnenderweise „Krebs“ genannten Lendenrüststückes einen an der Taille
angehefteten Waffenrock, der mit dem alten eigentlichen Waffenrocke der
früheren Jahrhunderte nicht verwechselt werden darf.
Diesen kurzen Waffenrock oder Schurz sieht man auf den Bildern zum
Teuerdank und den meisten bezüglichen Illustrationen des ausgehenden
Mittelalters. Er bestand gewöhnlich aus schwerem Brokatstoff. Überhaupt
ward großer Luxus gerade in Rüstungen getrieben, wenn auch, wie bei allem,
so auch hier, die Mittel ausschlaggebend waren, die angewandt werden konnten.
Der Harnasch des armen Landjunkers konnte sich natürlich nicht mit den
Prunkstücken reicher Fürstlichkeiten messen und vermochte auch ebensowenig
dem Aufputz derjenigen gleich zu kommen, die, wie die Fuggerschen Grafen,
einen goldenen Hintergrund hatten. Aber schon die Möglichkeit, derartige