Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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tiefe Blutspur zurückgelassen hat, viel zu einschneidend und umfassend, als 
daß nicht auch die hier genannten Schöpfungen darunter gelitten haben 
sollten. Dem sächsischen Mars, Kurfürst Johann Georg dem Dritten, war 
es, wie hier vorgreifend erwähnt werden möchte, vorbehalten, das sächsische 
Heer in seiner als Kristallisationspunkt noch heute geltenden Gestalt de— 
finitiv zu gründen. 
Von dem Teilungswahn konnte sich leider auch Kurfürst Johann 
Georg I. nicht frei halten, und so verringerte derselbe das eben erst wieder 
angewachsene Gewicht seines Staates dadurch, daß er testamentarisch auch 
seinen drei jüngeren Söhnen je Landesteile mit Hoheitsrechten zuwies. Das 
schön abgerundete Gebiet der Albertiner ward dadurch in der unzweckmäßigsten 
Weise zersplittert. In der Kur und dem dazu gehörigen Lande folgte ihm 
sein ältester Sohn Johann Georg II. August erhielt Weißenfels, Magde- 
burg und einige Amter im Norden Thüringens; Christian das Stift Merse- 
burg und die Niederlausitz; Moritz das Stift Zeitz mit dem Vogtländischen 
und Neustädter Kreis. Und es ist nicht Johann Georgs Verdienst, sondern 
eine für das Hauptland Sachsen gewissermaßen unverdient glückliche Wendung 
der Vorsehung, daß nach und nach durch Aussterben der so geschaffenen 
Nebenlinien (das späteste erfolgte 1746) die äußere Einheit des Albertinischen 
Staates wieder hergestellt wurde. Nachdem er noch 1655 das Jubelfest 
des Religionsfriedens gefeiert hatte, welcher freilich das gegenseitige Zer- 
fleischen der Christenleute nicht hatte aufhalten können, starb der 72jährige 
Johann Georg I. am 8 Oktober 1656 im Schlosse zu Dresden. Seine 
letzten Worte waren: „Meinen Jesum laß ich nicht.“ Dieselben gaben dem 
Zittauer Rektor Keymann die Veranlassung zum Abfassen des bekannten 
Kirchenliedes: „Meinen Jesum laß ich nicht, weil er sich für mich gegeben“, 
wozu der gleichfalls Zittauer Organist Hammerschmidt die Melodie komponierte. 
Johann Georg II., von 1656 bis 1680 regierend, war als Kur- 
prinz mit der schwankenden Politik seines Vaters und dessen beinahe 
„dienenden“ Stellung Österreich gegenüber höchlichst unzufrieden gewesen, 
geriet indessen nachmals in fast noch bedenklichere Schwankungen. Er tat 
sich insonderheit durch außerordentliche Prachtliebe hervor. Bekannt ist sein 
Aufsehen erregender feierlicher Einzug zur Krönung Kaiser Leopolds 1658 
in Frankfurt mit 750 reisigen Pferden und über 30 goldgeschirrten Kutsch- 
wagen. Auf dem im Jahre 1664 gehaltenen Reichstage zu Regensburg 
war Johann Georg II. derjenige Reichsfürst, der — entgegen dem Zaudern 
und den von Egoismus diktierten Winkelzügen der meisten übrigen — 
energisch für eine kräftige Reichshilfe gegen die Türken eintrat. Letztere 
waren mit großer Heeresmacht bereits in Ungarn eingefallen und gesonnen, 
der gesamten Christenheit dasselbe Schicksal zu bieten, wie solches gerade 
vor hundert Jahren dem heldenmütigen Niklas Zrinyi in Szigeth zu teil 
geworden war. Auch ließ der sächsische Kurfürst den Worten die Tat nicht 
fehlen, sondern sandte dem Kaiser ein auserlesenes Korps von Hilfstruppen, 
welches sich bei Lewanz aufs glänzendste schlug.
	        
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