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stehendes Korps von 12000 Mann derartig fest einzuschließen, daß es sich
bei Maxen unweit Mügeln ergeben mußte. (Der Finkenfang bei Maxen.)
Doch erlitt Dresden im Juli 1760 durch das von Friedrich II. befohlene
sechzehntägige furchtbare Bombardement namenloses Elend. Nicht weniger
als 5 Kirchen und 416 Häuser wurden in Asche gelegt. Ganz Sachsen
befand sich, den Heeren beider großen Gegner jahrelang als Tummelplatz
und teilweise Winterquartier dienend, in einem gräßlichen Zustande all-
gemeiner Not, die durch eine, die Verarmung Tausender von Familien her-
beiführende Münzverschlechterung noch gesteigert wurde. 10)
Der am 15. Februar 1763 zu Hubertusburg geschlossene Frieden machte
einem Kriege ein Ende, welcher Sachsen mehr als 100 Millionen Taler und
weit über hunderttausend Menschenleben gekostet hatte. Die Preußen sollten
Sachsen räumen, den Sachsen ward freier Durchzug nach Polen gestattet,
Friedrich II. behauptete Schlesien. Das sind in kurzen Zügen die Haupt-
punkte dieses Friedens. Und gewiß tönten, wenn auch unter bitteren Tränen
und in oft unsagbarer Trauer, die Worte des Psalm 28,6 wieder, welche
in ganz Sachsen bei dem am 31. März 1763 angeordneten Friedensfest
als Text vorgeschrieben waren: „Gelobet sei der Herr, denn Er hat erhöret
die Stimme meines Flehens.“
Trotz der vielfachen Kriege fand Friedrich August II., dessen einzige
Passion eine glühende Kunstverehrung war, doch Zeit, mehrere Kunstwerke
errichten zu lassen, von denen, außer der bronzenen Reiterstatue seines Vaters
auf dem Neustädter Markte zu Dresden, die prachtvolle katholische Hofkirche
neben dem Schloß, vom Italiener Gaetano Chiaveri erbaut, und das Jagd-
schloß Hubertusburg die hervorragendsten sind. Durch Einsetzung eines
ständigen Gerichtshofes hatte die Justiz eine wesentliche Verbesserung er-
fahren, ebenso wie Handel und Gewerbe durch eine sogenannte Kommerzien-
deputation. Die Schrecknisse und Anforderungen des Krieges ließen im
Kurfürsten den Gedanken reifen, durch Schaffung einer tüchtigen Fachschule
für Militärärzte (das medizinisch -chirurgische Institut), andernteils einer
Erziehungsanstalt für Soldatenkinder der Armee Segen zu bringen. Als
Auszeichnung vor dem Feinde stiftete er 1736 den Heinrichsorden (am blau-
gelben Bande der Wettiner Hausfarbe). Die Münzverhältnisse wurden nach
dem Friedensschluß mit großer Mühe wieder auf die alte solide Basis ge-
bracht und eine Restaurationskommission zur Erhebung und Ausgleichung
der allenthalben entstandenen Schäden errichtet. Die Erweiterung der Ge-
103) Die kursächsische Münzprägestelle zu Leipzig war nämlich nach Entfernung der
kursächsischen Münzbeamten von Friedrich II. an mehrere Juden überlassen worden, deren
Pacht er von Jahr zu Jahr erhöhte und schließlich bis auf 7 Millionen Taler herauf-
schraubte. Diese des königlichen Einverständnisses sicheren Juden setzten nun ihrerseits alles
daran, trotzdem reich zu werden. Auf diese Weise wurden unter preußischem Schutze eine
enorme Masse angeblich sächsisch= polnischer Münzen ins Land geschleudert, bei denen die
Mark Silber anstatt wie üblich und gesetzmäßig auf 12 Taler, hier auf 45 Taler verteilt,
in die Erscheinung trat.