Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

— 140 — 
mäldegalerie machte dieselbe zur ersten Europas, so daß Dresden die erste 
Kunststadt Deutschlands — das deutsche Florenz — wurde; während Leipzig 
durch die in seinen Mauern zur Geltung kommende eigenartige Verbindung 
von Handel, Gelehrsamkeit und weltmännisch-internationaler Bildung den 
Beinamen Klein-Paris erhielt. Des Kurfürsten Privatleben war ein völlig 
makelloses, seine Ehe mit Maria Josepha von Hsterreich eine sehr glückliche 
gewesen. Bei seinem Tode am 5. Oktober 1763 hinterließ er von den fünf- 
zehn Kindern, die ihm seine Gemahlin geboren hatte, fünf Söhne und fünf 
Töchter am Leben. 
Wie sein Vater der erste, so war Friedrich August II. der letzte Wettiner, 
welcher die, für Dynastie wie Volk wenig Heil bringende polnische Krone 
getragen hat. 
Die hinterlassenen Prinzen waren 1. der als Kurfürst folgende Friedrich 
Christian, 2. Franz Kaver, der nachmalige Administrator von Sachsen, 
3. Karl, von den kurischen Ständen zum Herzog von Kurland gewählt, vom 
russischen Kaiser jedoch wieder verdrängt, 4. Albert, österreichischer General- 
feldmarschall und Statthalter von Ungarn. Mit einer Tochter der Kaiserin 
Maria Theresia vermählt, erhielt derselbe von ersterer das Herzogtum Teschen. 
5. Clemens Wenzeslaus, der letzte Erzbischof und Kurfürst von Trier, ein 
hochbegabter feinsinniger, insbesondere sehr musikalischer Kirchenfürst, welcher, 
bevor er die geistlichen Weihen erhielt, als österreichischer Generalleutnant 
an der Schlacht bei Torgau teilgenommen hatte. Weitere Kinder Kurfürst 
Friedrich Augusts waren die Prinzessinnen: 1. Maria Anna, Gemahlin des 
Kurfürsten Maximilian Joseph von Bayern, 2. Maria Josepha, Gemahlin 
des Dauphin Ludwig von Frankreich, eines Enkels Stanislaus Leschnskis, 
welcher vor dem Tode seines Vaters Ludwig XV. starb. Sie wurde die 
Mutter Ludwigs XVI., Ludwigs XVIII. und Karls X., dieser drei letzten 
schicksalsreichen Könige des älteren Stammes Bourbon. 3. Maria Christina, 
4. Maria Elisabeth, 5. Maria Kunigunde, Abtissin von Essen. 
Der älteste Sohn Friedrich Augusts, Friedrich Christian, bestieg am 
5. Oktober 1763 den Thron des Kurstaates, den er leider nur bis zum 
17. Dezember desselben Jahres innehaben sollte. 
Vom General Graf Wackerbarth als Oberhofmeister und Dr. Gärtner 
als Instruktor ganz besonders trefflich erzogen, genoß der bedauerlicherweise 
von Jugend auf sehr kränkliche Fürst die allgemeine Liebe und das volle 
Vertrauen seiner Untertanen, schon um deswillen, weil genugsam bekannt 
war, daß er stets sich bemüht hatte, seinem Vater die Augen über das 
Treiben Brühls und den wahren Stand der Dinge zu öffnen. Freilich 
immer vergebens! Als Friedrich Christian bei seiner Thronbesteigung die 
Grundsätze proklamierte, nach denen er zu regieren entschlossen war, da schwoll 
die Liebe seiner Untertanen zu einem Strome der Begeisterung an. Einen 
„Vater“ brauchte das „Vaterland“, und der wollte ihm der junge Fürst 
werden. Es war keine Kleinigkeit, bei den erschöpften Kräften von Staat 
und Volk an eine Regulierung der Finanzen heranzugehen. Friedrich
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.