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mäldegalerie machte dieselbe zur ersten Europas, so daß Dresden die erste
Kunststadt Deutschlands — das deutsche Florenz — wurde; während Leipzig
durch die in seinen Mauern zur Geltung kommende eigenartige Verbindung
von Handel, Gelehrsamkeit und weltmännisch-internationaler Bildung den
Beinamen Klein-Paris erhielt. Des Kurfürsten Privatleben war ein völlig
makelloses, seine Ehe mit Maria Josepha von Hsterreich eine sehr glückliche
gewesen. Bei seinem Tode am 5. Oktober 1763 hinterließ er von den fünf-
zehn Kindern, die ihm seine Gemahlin geboren hatte, fünf Söhne und fünf
Töchter am Leben.
Wie sein Vater der erste, so war Friedrich August II. der letzte Wettiner,
welcher die, für Dynastie wie Volk wenig Heil bringende polnische Krone
getragen hat.
Die hinterlassenen Prinzen waren 1. der als Kurfürst folgende Friedrich
Christian, 2. Franz Kaver, der nachmalige Administrator von Sachsen,
3. Karl, von den kurischen Ständen zum Herzog von Kurland gewählt, vom
russischen Kaiser jedoch wieder verdrängt, 4. Albert, österreichischer General-
feldmarschall und Statthalter von Ungarn. Mit einer Tochter der Kaiserin
Maria Theresia vermählt, erhielt derselbe von ersterer das Herzogtum Teschen.
5. Clemens Wenzeslaus, der letzte Erzbischof und Kurfürst von Trier, ein
hochbegabter feinsinniger, insbesondere sehr musikalischer Kirchenfürst, welcher,
bevor er die geistlichen Weihen erhielt, als österreichischer Generalleutnant
an der Schlacht bei Torgau teilgenommen hatte. Weitere Kinder Kurfürst
Friedrich Augusts waren die Prinzessinnen: 1. Maria Anna, Gemahlin des
Kurfürsten Maximilian Joseph von Bayern, 2. Maria Josepha, Gemahlin
des Dauphin Ludwig von Frankreich, eines Enkels Stanislaus Leschnskis,
welcher vor dem Tode seines Vaters Ludwig XV. starb. Sie wurde die
Mutter Ludwigs XVI., Ludwigs XVIII. und Karls X., dieser drei letzten
schicksalsreichen Könige des älteren Stammes Bourbon. 3. Maria Christina,
4. Maria Elisabeth, 5. Maria Kunigunde, Abtissin von Essen.
Der älteste Sohn Friedrich Augusts, Friedrich Christian, bestieg am
5. Oktober 1763 den Thron des Kurstaates, den er leider nur bis zum
17. Dezember desselben Jahres innehaben sollte.
Vom General Graf Wackerbarth als Oberhofmeister und Dr. Gärtner
als Instruktor ganz besonders trefflich erzogen, genoß der bedauerlicherweise
von Jugend auf sehr kränkliche Fürst die allgemeine Liebe und das volle
Vertrauen seiner Untertanen, schon um deswillen, weil genugsam bekannt
war, daß er stets sich bemüht hatte, seinem Vater die Augen über das
Treiben Brühls und den wahren Stand der Dinge zu öffnen. Freilich
immer vergebens! Als Friedrich Christian bei seiner Thronbesteigung die
Grundsätze proklamierte, nach denen er zu regieren entschlossen war, da schwoll
die Liebe seiner Untertanen zu einem Strome der Begeisterung an. Einen
„Vater“ brauchte das „Vaterland“, und der wollte ihm der junge Fürst
werden. Es war keine Kleinigkeit, bei den erschöpften Kräften von Staat
und Volk an eine Regulierung der Finanzen heranzugehen. Friedrich