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seine Aufmerksamkeit und schuf die Malerschule zu Dresden in eine Akademie
der bildenden Künste um, wodurch das Ansehen von Sachsens Hauptstadt,
als Mittelpunkt medizäischer Bestrebungen, noch um ein weiteres gesteigert
wurde. Alle diese verschiedenartigen, vielfach tief einschneidenden Ver—
besserungen in der Staatsverwaltung, beziehungsweise die Anfänge der—
selben, nahm Friedrich Christian — der mitten unter den Einflüssen eines
mehr oder weniger korrumpierten Hofes sittliche Reinheit und ernstes
Pflichtgefühl sich bewahrt hatte — in dem kurzen Zeitraume von drei
Monaten vor. Was hätte man von diesem Fürsten an Segnungen er—
warten können, wenn ihm nicht ein gar so frühes Lebensende beschieden
gewesen wäre!
Gott in seiner Unerforschlichkeit rief ihn bereits am 17. Dezember 1763
von seinem irdischen Wirkungskreise ab. Was Polen betrifft, so hatte Kur—
fürst Friedrich Christian, indem er dem Primas von Polen seines Vaters
Tod anzeigte, zu erkennen gegeben, daß er nicht abgeneigt sei, diesem
Lande seine Kräfte zur Verfügung zu stellen, falls ihm die dortige Krone
übertragen werden sollte. Sein frühes Ableben indessen und die Minder—
jährigkeit seines Nachfolgers waren Ursachen, daß das Haus Wettin bei der
Neuwahl eines Königs von Polen übergangen wurde. Dieselbe fiel auf
Stanislaus Poniatowski.
Von seiner geistvollen und energischen Gemahlin Maria Antonia,
Tochter Karls von Bayern, hinterließ Friedrich Christian vier Söhne:
Friedrich August, der bei des Vaters Tode erst 13 Jahre alt war, Karl,
Anton und Maximilian, welche sämtlich sich ihres edlen Vaters würdig zeigten.
Friedrich August, dem die Nachwelt den schönen Beinamen „Der
Gerechte“ gegeben hat, regierte von 1763 bis 1768 unter Vormundschaft,
beziehungsweise Administration, von 1768 bis 1806 als selbständiger Kur-
fürst und von 1806 bis 1827 als König. Bis zur erlangten Volljährigkeit
des jungen Kurfürsten regierte für denselben in Administration der Bruder
seines Vaters, Prinz Kaver. Dieser sowohl, wie dann Friedrich August
selbst, folgten den weisen Grundsätzen Friedrich Christians. Die fünf Jahre,
während welcher Prinz Kaver in Stellvertretung regierte, waren reich ge-
segnete, das Land ward von der Brühlschen Mißwirtschaft und deren
Folgen gesäubert und begann sich physisch wie moralisch zu erholen. Frei-
lich blieb für den jungen Kurfürsten selbst noch immer viel zu tun übrig.
Die Anlage großer Stammschäfereien mit spanischer Zucht brachte die säch-
sische Wolle (unter dem Namen Elektoralwolle) weit über Deutschlands
Grenzen hinaus zu bedeutender Berühmtheit und trug ebenso zum Vorteile
der Landwirtschaft wie zu dem der Industrie bei, überhaupt hatte der junge
Fürstensohn an seinem Oheim eine sehr wertvolle Stütze, weshalb auch er
wie das ganze Volk den alten Prinzen zärtlich liebte. Um die körperliche
wie geistige Weiterentwickelung des unter Leitung des Kapitäns der
Schweizergarde General von Forell und des Geheimen Rates von Burgs-
dorff streng und harmonisch erzogenen Friedrich August haben sich außerdem