— 153 —
feierlichen und erhebenden Kundgebung der Treue und Anhänglichkeit. Tags
darauf trat König Friedrich August durch seinen bevollmächtigten Gesandten
von Globig dem Deutschen Bunde bei, zu dem sich, an Stelle des ehemaligen
Reiches, die souveränen Staaten Deutschlands vereint hatten. 111) Die Rück-
kehr König Friedrich Augusts kann zugleich als die Geburtsstunde sowohl
der Nationalhymne „Den König segne Gott"“ bezeichnet werden, welche zum
ersten Male am 5. Juni 1815 in dem ehemals Koselschen Garten gesungen
worden ist, auf dessen Areal die jetzige Holzhofgasse sich erhebt, als auch der
weiß und grünen Landesfarbe. Letztere, sowie das sächsische Wappen be-
treffend, verweist Verfasser auf seine desfallsigen ausführlichen Abhandlungen
im deutschen Adelsblatt und im Dresdner Journal. Hier sei nur noch an-
geführt, daß König Friedrich August unterm 16. Juni 1815 die Einführung
„einer Kokarde von weißer Farbe mit grünem Rande als Nationalkokarde"
angeordnet hat und daß man hierbei an ein Hinzufügen des „Grün“ des
über dem sächsischen Herzogsschild liegenden Rautenkranzes zu dem „Weiß“
der Kokarde denken kann, welche seit 1813 als Abzeichen für die Armee be-
stimmt worden war. — Treffend und schön sagt Böttiger in Bezug auf
Sachsen unter den napoleonischen Wirren: „der sächsische Staat glich einem
Schiffe auf sturmbewegter See, bald hoch gehoben auf den Wellen, bald
tief unten zwischen ihnen. Die gefährlichste Woge spülte den auf Gottes
Schutz vertrauenden Steuermann vom Platze. Als er zurückgelangte, war
der Sturm beruhigt, aber das Schiff lag entmastet und mitten durchgespalten
in dem Hafen. Doch schon seine Wiederkehr schuf neuen Mut und im
stillen Vertrauen auf den, der im Geben wie im Nehmen segnet, wurde,
was übrig war, zum neuen Schiff gefügt.“ Die Freude der Untertanen,
ihren König wieder zu haben, war rührend und stellte der ganzen Welt ein
erhebendes Beispiel von wahrhafter Anhänglichkeit dar. Dieses schöne Be-
wußtsein mag Friedrich August veranlaßt haben, den Tag seiner Rückkehr
in die Heimat als den Stiftungstag eines von ihm zur Belohnung aus-
gezeichneter Verdienste im Civilstande gegründeten Ordens, des Verdienst-
ordens — ein entsprechendes Gegenstück zum rein militärischen St. Heinrichs-
orden — zu bestimmen. Der Hausorden der Rautenkrone war 1807 ins
Leben gerufen worden.
Wie die Liebe seiner Sachsen, so standen dem greisen Könige, dem es
noch vergönnt war, sein fünfzigjähriges Regierungsjubiläum und seine goldene
Hochzeit feiern zu dürfen, die ehrenvolle Sympathie aller Völker und die
Achtung aller Fürsten bis zu seinem Lebensende zur Seite. Die große
Landesabtretung konnte naturnotwendigerweise nicht ohne einschneidendste
Wirkung auch auf die militärischen Verhältnisse Sachsens sein, auf welche
bezüglich übrigens die Bemerkung des Historikers Böttiger nicht unterdrückt
1l) Dem im September 1815 von dem Monarchen Rußlands, Österreichs und Preußens
persönlich gestifteten „heiligen Bunde“ trat, auf besondere Einladung des Kaisers von Ruß-
land, der König von Sachsen am 14. Juli 1816 „um so bereitwilliger bei, als die in
jenem Bündnisse ausgesprochenen Grundsätze stets die seinigen gewesen seien“.