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ist, so haben doch von jeher die Trachten, als zuerst sichtbare Äußerungen
der Art, in welcher die verschiedenen Völkerschaften in die Erscheinung ge-
treten sind und auf der Bühne der Weltgeschichte operierten, ihre sympto-
matische Geltung gehabt. Ludwig XIV. war ein eben solcher König des
Hofes, der Intrigue, der Uppigkeit und Pracht, wie ein solcher der Staats-
kunst, der weitgehendsten und weitausschauendsten Pläne, der Eroberungen
des Feldlagers und der Armee. Ludwig XIV. ist es vor allem, durch
den der bis dahin noch immer recht willkürlichen Tracht der zu regulären
Soldaten gewordenen Krieger der Kleidung innerhalb der Armeen — der
Uniform — ein bestimmtes Gepräge gegeben worden ist. Dann aber, rück-
wirkend, war er es auch, der diese Kriegertracht hoffähig machte.
In sämtlichen europäischen Ländern (mit alleiniger Ausnahme Spaniens)
hatte sich, trotz allen Wirbelns und Drehens verschiedenartigster Sitten,
Gebräuche und Kleidungen, doch auf dem tiefsten Grunde, gewissermaßen
der Volksseele — bei den ehrlichen Landleuten in deren, vom großen Ver-
kehr weit abgelegenen Dörfern und Tälern — ein, auch im Außeren zur
Geltung kommendes „Festhalten am alten“ bewährt. So hatte sich die
Schaube, das allgemeine Ehrenkleid des späteren Mittelalters, von den
Kemenaten und Ratsherrenstuben aufs Land gerettet und wurde hier fort
und fort weiter getragen. Natürlich ging das nicht ohne kleine Anderungen
da oder dort, welche durch Lebensgewohnheiten oder Nützlichkeitsrücksichten
eingeführt wurden. Jedenfalls aber, und das ist die Hauptsache, wurde
aus der Schaube der lange Bauernrock, das Staats= und Kirchenkleid des
Landmannes, das Hauptstück von dessen Festtagsschmuck.
Als die großen fortwährenden Kriege ein immer größeres Menschen-
material absorbierten und immer weiterer Ergänzungen desselben bedurften
— so daß schließlich die Werbetrommel am Ende ihrer Weisheit ankam,
weil keine kriegslustigen Leute in genügender Menge mehr vorhanden
waren —, da griff man, ausgerüstet mit neuen Gesetzesparagraphen, welche
die Einstellung genügenden Menschenmaterials in die Reihen der königlichen
Regimenter verfügte, auch auf die Söhne der ansässigen wohlhabenden
Landleute. Diese aber traten — eine ungleich wertvollere, bessere und
sozial angesehenere Art von Rekruten als die bisherigen Wildfänge der
Landstraßen — in ihren Sonntagsröcken vor die gestrengen maires und
die autokratischen Herren Kommissare des noch autokratischeren Königs,
welche ihrerseits hoch erfreut waren, einen quantitativ wie gqualitativ so
guten Fischzug gehalten zu haben. Die Bekleidungsart dieser gern gesehenen
Rekruten — welche zwar Ordre parieren mußten, denen man aber gern
etwas Gutes antat und denen man vor allen Dingen (der Not gehorchend,
nicht dem eignen Triebe) bemüht war, das Heimweh im Keime zu ersticken —,
der „Bauernrock“, gab nun die Grundlage zur weiteren Uniformierung.
Man dekorierte denselben mit blanken Knöpfen von Metall und goldenen
wie silbernen Tressen; auch wurden verschiedenfarbige, die Truppenteile
unterscheidende Abzeichen an ihm angebracht, der in seinen Grundfarben