Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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Sachsen war gerade damals im Begriffe, den Gipfel des Wohlstandes 
zu erreichen. Die von den mancherlei Kriegen, insonderheit der letzten 
Zeit, geschlagenen tiefen Wunden waren, dank weiser und fürsorglicher 
Regierungsmaßnahmen, im Vernarben begriffen. Handel und Gewerbe 
standen — ein deutliches Zeichen für Ausdauer und Festigkeit des Staates 
und dessen Grundlage, der Landwirtschaft, in Sachsen — bereits wieder 
in herrlicher Blüte, deren Fruchtbarkeit dann nach und durch den deutschen 
Zollverband noch wesentlich erhöht wurde. Abgaben und Steuern waren 
hier anerkannt so geringe, wie anderswo nicht, und die Staatsschulden 
waren auf ein beneidenswertes Minimum zurückgeführt worden. Trotzdem 
verbreiteten sich die Rebellionsunruhen von 1830 auch in Sachsen, wo sie 
(damals so, wie es immer sein wird) weit über das Ziel innerer Berechtigung 
hinausschossen und auf radikal aufrührerische Bahnen geleitet, sonderlich in 
denjenigen Kreisen Anklang fanden, in denen Verführer wie Verführte ihre 
geistige Nahrung aus dem Giftboden der Gottesfeindschaft und der grund- 
sätzlichen Unzufriedenheit mit allem schöpfen, vor der Welt sich damit 
entschuldigend, ja brüstend, die „Segnungen“ einer „aufgeklärten“ Zeit zu 
bringen und die „Bedürfnisse“ derselben zum Gemeingut werden zu lassen. 
Ob und daß dadurch dem Menschengeschlechte eine der köstlichsten Perlen 
aus dem Kranze genommen wird, der sich, Versöhnung bietend, um dasselbe 
herumlegt — die Zufriedenheit —, ist diesen Egoisten der Brutalität 
ganz gleichgültig. Vernünftigen Vorstellungen sind sie ja nicht zugänglich, 
obwohl sie (welcher Widerspruch!) die Göttin der Vernunft an Stelle Gottes 
setzen wollen. Auf das Jahr 1830 speziell zurückzukommen, so ist es 
übrigens Tatsache, daß die Epoche nach den Freiheitskriegen, in welchen 
und durch welche das Nationalgefühl des deutschen Volkes mit eiserner 
Faust aufgerüttelt worden war, eine solche gewesen ist, in der die Hoffnung 
auf ein großes einiges Vaterland die Gemüter der Besten bewegte. Wie 
indessen aber so häufig, maßten sich auch hier die Extremen und Ultra- 
Extremen die Führung an. Man strebte an diesen, ein ganz falsches Gefühl 
aufreizenden Stellen weniger eine berechtigte Vereinigung der deutschen 
Stämme zu einem föderativen Germanien an, als eine dem Deutschtum und 
Patriotismus fremde, ja gefährliche Verbrüderung „freier“ Völker überhaupt, 
also einen mehr oder weniger babylonischen Völker-Ur-Brei unter den 
Fittichen der „Freiheit“". Wie oft schon hat doch dieser von beinahe einem 
jeden anders aufgefaßte, Gift in seiner Zuckerschale bergende Begriff als 
Aushängeschild für alles Mögliche und Unmögliche sich mißbrauchen lassen 
müssen. Nach dem Rezepte der großen französischen Revolution sollte diese 
„Freiheit“ gebraut werden. Fürstenmord, Zertrümmern des Eigentums und 
Vernichtung des Lebens der Widerstrebenden schwebte den Aufrührern als 
Die Begrüßungsworte hatten in ihrer Vollständigkeit auf der Vorderseite keinen Platz ge- 
funden. Ihre Fortsetzung befand sich auf der dem Orte zugekehrten Rück= oder Innenseite 
der Ehrenpforte. Und diese Ergänzung zu dem schmückenden Beiworte „Eroberer“ lautete: 
„der Herzen“.
	        
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