Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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Noch lag die Entscheidung im Gange der Waffen. Und „eisern im 
wolkichten Pulverdampf, eisern fielen die Würfel“. — Die beiden Endziffern 
der verhängnisvollen Jahreszahl — 66 — gleichen fürwahr zwei Brand— 
raketen, die aus einem Teile des großen Vaterlandes in den anderen und 
von dort zurück geworfen wurden. Drohend stehen sie da wie Menschen 
mit erhobenem Schwurfinger. Sie erinnern an zwei Brüder, die mit 
aufgehobenen Armen einander zu vernichten trachten, an die sich aufrollende 
Schlange der Zwietracht, die jählings emporschnellt. 
Gleich schweren Gewittern, jener Ultima ratio einer mit gegenseitig 
feindlichen Elektrizitäten überspannten Natur, deren zuckender Strahl von 
grollendem Donner begleitet, geeignet ist, plötzliche Verheerungen auf die 
friedliche Erde zu bringen weit und weit, so spieen die Feuerschlünde 
aus den hellblauen preußischen, aus den gelb angestrichenen österreichischen 
und aus den dunkelgrauen sächsischen Geschützen Tod und Verderben auf 
den böhmischen Schlachtfeldern. — Tod und Verderben fand auch der 
Legitimitätsgedanke. König Johann, der es zu wiederholten Malen aus— 
gesprochen hat, daß eine feste Einigung ganz Deutschlands in förderativer 
Weise sein aufrichtiger politischer Wunsch sei und dessen Herz voll des 
glühendsten Patriotismus für dieses zu einende große Deutschland schlug, 
meinte (wie es der auf althistorischem Boden stehende Vaterlandsfreund 
noch heute meint) unter diesem Deutschland die Zusammenfassung aller 
deutschen Lande. Außer den Mittelstaaten gehören dieser Auffassung nach 
— eine Trias, das heißt eine Dreiheit in der Einheit bildend — beide 
deutschen Großmächte hierzu, also sterreich ebensowohl wie Preußen. Der 
Waffengang jener beiden Rivalen war also wohl geeignet, bange Besorgnis 
über das Schicksal des Vaterlandes aufkommen zu lassen. Der Augenblick 
trug daher den Stempel ergreifender Denkwürdigkeit, an welchem König 
Johann sich anschickte, mit seinem Heere Osterreich zu Hilfe eilend, die 
Grenze Sachsens zu überschreiten. Nach kurzem Gebet lenkte er sein Pferd 
auf böhmischen Boden mit den Worten: „Nun vorwärts mit Gott, meine 
Herren!“ Die sächsischen Truppen bewährten auch in diesem Feldzuge 
ihren Ruf. Ihr Führer aber, Kronprinz Albert, der sich bereits mit 
21 Jahren in Schleswig-Holstein nicht nur als tüchtiger Taktiker, sondern 
auch als umsichtiger Stratege erwiesen hatte, begründete den seinigen als 
Feldherr. 
Zu wiederholten Malen hat dieser Sachsenherzog Anordnungen der 
kaiserlich österreichischen Armee-Oberleitung (Feldzeugmeister von Benedek), 
die seinem Feldherrnblicke unzweckmäßig erschienen, unter gleichzeitiger 
Meldung dieses Vorhabens, zum Heile der ganzen Armee umgeändert 
(die österreichische Feldzugsbeschreibung gibt dies fz. B. Seite 325] unter 
Hervorhebung der Richtigkeit von des Kronprinzen Maßregeln zu) und die 
Entscheidung bei Königgrätz wäre vielleicht anders gefallen, wenn Benedek 
Jedem das Seine, eine bei Cicero oft vorkommende Wendung, Devise des Schwarzen 
Adlerordens (1701). 
12“
	        
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