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den Rat des Kronprinzen Albert befolgt hätte. Was die beiden Schwer—
punkte des Feldzuges anlangt, Gitschin und Königgrätz, so hatte am 29. Juni
Kronprinz Albert bei Gitschin die ihm von der preußischen I. Armee (be-
ziehungsweise deren Division Tümpling) angebotene Schlacht in der Er-
wartung angenommen, daß Benedek mit der österreichischen Hauptmacht zu
ihm stoßen werde. Er hatte sich indessen nicht nur darin geirrt, sondern
mußte auf Befehl des großen österreichischen Hauptquartiers, welches auf
einen Vormarsch verzichtet hatte, das Gefecht im ungünstigsten Augenblicke
abbrechen. Die sächsische 1. Brigade, deren Führer, Oberst von Boxberg
im Feuer fiel, hatte insbesondere außerordentlich schwere Verluste zu be-
klagen. Hell strahlte auch hier wieder „brüllend umwölkt von dem Dampf
der Geschütze“ sächsische Tapferkeit, sächsischer Opfermut, sächsische Pflicht-
treue und Todesverachtung. Wo irgend es ging, eilte wer nur es ver-
mochte, von weit her in die vorderste Feuerlinie. Bekannt ist u. a. der
Heldentod des Leutnant von Göphardt, der — als Wirtschaftsoffizier mit
Fouragefassen beschäftigt — diese Tätigkeit einem Feldwebel übergebend,
auf die Lafette einer vorübereilenden Batterie sich schwang und bei den
Plänklern seines Bataillons gerade ankam, um den tödlichen Schuß in die
Brust zu erhalten. — „Wenn mich die Donner des Todes begrüßen, wenn
meine Adern geöffnet fließen — dir, Gott, ergeb ich mich. Vater, ich
rufe dich.“" — So haben allezeit tapfere Krieger gefühlt und gedacht, nur
daß der edle Theodor Körner dieses Gefühl in begeisterte Worte kleidet.
Auch in der Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli haben sich alle be-
teiligten sächsischen Truppen musterhaft benommen. Und doch war ihre
im wahrsten Sinne des Wortes aufopfernde Bravour nicht im stande,
den Ausgang der Sache abzuwenden. Das Studium dieser Schlacht muß
einen jeden Sachsen mit berechtigtem Stolz, wenn auch zugleich mit tief-
innerlichem Schmerz erfüllen. Besonders hervorgehoben sei das Verhalten
der Batterien Hering, Zenker und von der Pfordten, der Leibbrigade (Oberst
von Hausen), der 2. Brigade (Oberst von Hake), des 2. Jägerbataillons
(Oberstleutnant Tauscher) sowie des Bataillons Abendroth — welche Truppen-
teile in hervorragendem Maße nicht nur beim Vorgehen, sondern auch beim
Zurückgehen glänzende Proben soldatischer Tugenden an den Tag legten.
Die in regelloser Flucht, alles über den Haufen zu rennen drohenden
Osterreicher (worunter auch Reitermassen) würden die geordnet zurück-
gehenden, teilweise unter klingendem Spiel marschierenden Sachsen zersprengt
und mit fortgerissen haben, wenn nicht eiserne Disziplin und Kaltblütigkeit
dieselboen vor diesem Schicksale bewahrt hätte. Der verwundete Major
von Abendroth ließ sogar nicht nur die Tambours einschlagen, sondern im
vollen Feuer des Feindes Gewehrgriffe ausführen wie auf dem Exerzier-
platz. Die Schwadron des Rittmeister von Friesen, welche als Artillerie-
bedeckung Verwendung gefunden hatte und von dem Angriffe auf eine
auffahrende preußische Batterie nur durch bestimmten Befehl zurückgehalten
werden konnte, verlor 42 Pferde allein durch Gewehr= und Geschützfeuer.