Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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— Der Schriftsteller Ernst Freytag (in der wissenschaftlichen Beilage der 
Leipziger Zeitung vom 20. Januar 1891) erwähnt ein zu jener Zeit aus der 
Mitte des sächsischen Heeres hervorgegangenes volkstümliches Soldatenlied, 
worin es unter anderem heißt: „Die Preußen schossen gar zu schnell, 
Vertrieben alle von der Stell. Wir aber wie die Mauern stehn, Und 
wollen nicht vom Kampfplatz gehn“, und dann in den kindlich naiven 
Akkorden ausklingt: „Als uns der König Johann sah, rief er „Gott lob, 
daß Ihr seid da. Ob uns der Feind zurück auch schlug, Noch hab' ich 
treue Sachsen g'nug.“ Im Frieden zu Nikolsburg am 26. Juli 1866 ward 
der „unvermeidlich gewesene“ Bruderkrieg beendet, aus welchem Preußen 
voll und ganz als Sieger hervorging. 
Sachsen, vertreten durch die dazu bevollmächtigten Minister von Friesen 
und von Fabrice, versprach, unter Führung Preußens dem Norddeutschen 
Bunde beizutreten, das sächsische Heer unter seinem königlichen Kriegsherrn 
dem König von Preußen als Bundesfeldherrn zu unterstellen, Post und 
Telegraphenwesen in die Hand des Norddeutschen Bundes zu legen sowie 
10 Millionen Taler als Kriegsentschädigung an Preußen zu zahlen. Die 
sächsischen Truppen wurden auf eine Stärke von 29 Bataillonen Infanterie, 
6 Regimenter Kavallerie und 2 Artillerieregimenter mit 96 Geschützen sowie 
den nötigen Spezialtruppen gebracht und formierten das XII. Armeekorps 
des Norddeutschen Bundesheeres. 
Wenn auch das Land Sachsen als solches intakt blieb, so mußte doch 
König Johann das Verbleiben des Hauses Wettin auf dem angestammten 
Throne durch Verzichtleisten auf so manches Souveränitätsrecht erkaufen. 
So schwer ihm naturgemäß diese Wendung in seinem und seines Volkes 
Geschicke gewesen ist, so ehrlich und unverbrüchlich hat er das Wort gehalten, 
welches er bei der Rückkehr aus Osterreich seinen Sachsen als vorbildliches 
Leitmotiv — der Welt als sein Programm — entgegenrief: „Mit derselben 
Treue, wie ich zu dem alten Bunde gehalten, werde ich zu dem neuen 
stehen.“ Seine getreuen Untertanen haben ihn dabei redlich unterstützt. 
Die nicht leichte Umwandelung der Organisation, der Uniformierung 
und Bewaffnung der Armee nach preußischem Muster ging, dank der hin- 
gebenden Pflichterfüllung, der angespanntesten Tätigkeit und des mit Ver- 
ständnis gepaarten Eifers aller Offiziere und Beamten (den energischen 
und loyalen, ebenso treu sächsischen wie deutschen Kriegsminister von Fabrice 
an der Spitze) derartig gut und schnell von statten, daß bereits ein Jahr 
später die nach neuen Grundsätzen ausgebildeten sächsischen Truppen den 
preußischen Inspizienten und dem Bundesfeldherrn in Parade und Manöver 
vorgeführt werden konnten. Rastlos ward weitergearbeitet und in kurzer 
Zeit hatte das XII. Korps die Ideen des Meisters in der Kriegskunst, 
des Generals von Moltke, sowie die Einzelbestimmungen der neuen Regle- 
ments fest und mit sicherem Verständnis in sich aufgenommen. Rückhalt- 
los konnte es schon bald nach einem Jahre unter die am besten, zuver- 
lässigsten und sachgemäßest funktionierenden Glieder des großen Heeres-
	        
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