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Nicht lange nachdem Prinz Albert die Universität Bonn bezogen hatte,
machten sich von neuem teils Regungen deutsch-nationalen Volksstrebens,
teils revoltionärer Umtriebe geltend, und das Jahr 1849 sah allenthalben
hellen Aufruhr. Zu diesen inneren Wirren traten noch die eines auswärtigen
Krieges. Die Absicht des Königs von Dänemark, das abhängige Schleswig
ganz mit seinem Lande zu vereinigen, dadurch die Herzogtümer Schleswig
und Holstein von einander trennend, war das Signal zu einem nationalen
Kriege Deutschlands gegen Dänemark geworden. Das nationale Empfinden
der Deutschen erhielt dadurch auch von dieser Seite her einen heilsamen
Anstoß. In der Seele des jugendlichen Sachsen-Prinzen wuchs der Gedanke,
daß dort am Ostseestrande der Platz sei, auf dem sich Deutschlands Söhne,
die Söhne der Fürsten an ihrer Spitze, zu vereinen haben, um der Sache
des großen gemeinschaftlichen Vaterlandes zu dienen. „Der Krieg hier
hat“ — so schrieb er in einem Briefe nach der Heimat — „abgesehen von
dem Recht und Unrecht, das schwer zu erklären für mich ist, auch eine
höhere Bedeutung. Es ist das erste Zusammenwirken der deutschen Stämme
zu einem gemeinsamen Ziele, es ist der wahre Weg zur Einigung, und
diese Bahn zu eröffnen ist die Pflicht namentlich der Fürsten, die voraus-
zugehen haben, und gelte es das Leben. Denn die Monarchie stirbt nicht
durch den Tod eines Gliedes, aber Deutschland geht zu Grunde, wenn es
nicht wagt, diesen Kampf durchzukämpfen.“ Die Worte dieses Briefes hat
Prinz Albert alsbald in Taten umgesetzt, bei Düppel am 13. April 1849
erhielt er die Feuertaufe und hat, allen voran, sein Leben nicht geschont.
Unter dem Reichsoberbefehl des preußischen Generals von Prittwitz erwarb
sich dieser würdige Nachkomme Albrecht des Beherzten die ersten Lorbeeren.
Die besondere Tüchtigkeit der preußischen Armee erkannte sein Blick bereits
damals, wie andererseits die Schwärmerei der Sachsen für ihren jugendlichen
Prinzen sich von ihnen alsbald auch auf die preußischen Truppen übertrug.
Mit den beiden höchsten Militärverdienstorden Sachsens und Preußens,
dem St. Heinrichsorden und dem Orden Pour le mérite auf der Brust
kehrte Prinz Albert aus dem Dänischen Feldzuge zurück. Schon damals
der Abgott der sächsischen Truppen, ward er 1857 zu deren General er-
nannt. Ein Ritter in des Wortes edelster und weitgehendster Bedeutung,
Soldat und Kamerad, Anführer und Thronfolger in einer Person, war ihm
die Ausbildung der Armee — „seiner ersten Liebe", wie er später, als König,
selbst gesagt hat — geradezu Herzenssache. Daß dabei nicht die Lust am
frischen fröhlichen Kriegshandwerk allein, oder gar etwa das, sonst so oft an
Fürstenhöfen, gewissermaßen als Spielzeug beliebte Dekorativ eines gewissen
Paradeglanzes maßgebend gewesen ist, daß vielmehr der bereits im Schlachten-
donner gereifte Prinz mit einem bewundernswert scharfen Blicke für militärische
Dinge schon damals einen eben solchen für die große Politik und Staats-
angelegenheiten verband; daß sein eifriges Bestreben nach eigener perfön-
licher Vervollkommnung in der Kriegskunst, wie nach Vervollständigung
und planmäßigem Weiterausbau des heimischen Heeres, also der Wehrkraft