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gepaart mit dem diesem Fürsten eigenen hohen nationalen Sinn, machten
diesen anderen „Albrecht den Beherzten“ wenige Jahre später zu einem der
tätigsten Mitbegründer des neuen Deutschen Reiches, zu einem der schwert—
gewaltigsten Paladine Wilhelms I. Die aufrichtige Dankbarkeit, welche
(ganz abgesehen von der beide hohe Herren verbindenden persönlichen
Jugendfreundschaft) Osterreichs vielgeprüfter Kaiser für Sachsens König in
Erinnerung an das in treuer Brust trug, was ihm von dieser Seite aus
geleistet worden, hat unzweifelhaft als starkes Bindeglied viel dazu bei-
getragen, die Errichtung jenes politischen Meisterwerkes zu ermöglichen, als
welches sich das vom Fürsten Bismarck eingeleitete deutsch-österreichische
Bündnis von 1879 darstellt. Durch dasselbe ist das urdeutsche Land
Osterreich (welches freilich im Laufe der Zeiten wegen der Zugehörigkeit
so verschieden gearteter, ja gegensätzlicher Völker, welche das Übergewicht an-
streben und nachgerade erhalten zu haben scheinen, diesen Charakter vielfach
eingebüßt hat) dem übrigen Deutschen Reiche wenigstens so nahe gerückt,
wie die Verhältnisse es gestatten. Damals freilich, 1866, als noch ein in
der Natur der Sachlage begründeter Zwiespalt zwischen Nord= und Süd-
deutschland, zwischen Preußen und auch Sachsen bestand — damals lag
alles das noch in der Zeiten Schoße. Aber schon damals saß der Ruhmes-
kranz fest auf dem Haupte des erlauchten Wettiners.
Als einer der unantastbarsten und bedeutungsvollsten Beweise berech-
tigter und unverdächtiger Anerkennung der Leistungen einer Armee darf es
wohl gelten, wenn das Lob aus dem Munde des Gegners ertönt. Eines
in seiner lapidaren Einfachheit ergreifenden Zeugnisses anerkennender Be-
wunderung sowohl der Leitung des Heeres als der Tüchtigkeit aller einzelnen
Teile desselben, und zwar seitens eines feindlichen Generals von der Be-
deutung eines Herwarth von Bittenfeld kann sich die sächsische Armee
wegen ihres Verhaltens bei Königgrätz erfreuen. Bei kritischer Betrachtung
und in gerechter Würdigung des von Kaltblütigkeit, Bravour und Dis-
ziplin zeugenden Rückzuges des geschlagenen sächsischen Gegners versammelte
stabsoffizieren, von Fabrice, Funke und Schubert, sowie Generalleutnant von Schimpff als
solche erkannt. Auf erneutes Ansuchen ward es ihm wenigstens gestattet, das Einrücken
in diese Siellung zu unterlassen, worauf die Sachsen mit Genehmigung des Feldzeugmeisters
von Benedek die Stellung Przschim-Problus einnahmen, die als ein Kompromiß zwischen
der vom Kronprinzen von Sachsen zuerst vorgeschlagenen und der vom österreichischen
Oberkommando angeordneten aufzufassen ist. Freiherr von Friesen (Erinnerungen an die
Schlacht von Königgrätz) sagt hierauf bezüglich, nachdem er die großen Vorteile der Stellung
Hradek-Nechanitz eingehend erörtert und ausgeführt hat, daß, wenn man auf die sächsischen
Vorschläge eingegangen wäre, der Ausgang der Schlacht voraussichtlich ein ganz anderer
gewesen sein würde: „Seine Königliche Hoheit der Kronprinz hat durch seine zweckmäßigen
Vorschläge nicht nur einen Beweis seines hervorragenden Feldherrntalentes, sondern auch
durch seine Unterordnung unter die Befehle des Feldzeugmeisters Benedek einen gleichen
Beweis seiner echt soldatischen Disziplin gegeben.“ Das österreichische Generalstabswerk
aber (III. 325) spricht folgendes aus: „Es ist als ein Glück zu betrachten, daß der Kronprinz
von Sachsen wenigstens die Besetzung der Position Przschim-Problus statt jener von
Popowitz sich zu erwirken verstand.“