Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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böswillige Verführer irregeleitet worden sind, müssen unglücklich genannt 
werden, aus dem einfachen Grunde, weil ihr Gewissen sie verdammen 
wird. Zwar sind dieselben auf dem Wege der Leugnung alles Göttlichen 
und Überirdischen bemüht, jene ihnen als „altväterisch und überwunden“ 
geltende Stimme des Herzens aus ihrer Brust, wie aus derjenigen aller 
anderen in teuflischer Lust herauszureißen, allein innerlich wohl kann 
ihnen dabei nicht sein. Aber nicht jedem Unglücklichen gebührt Mitleid. 
Diesen Unglücklichen nicht, weil sie erstens im Vollgefühl und Übermaß 
falsch verstandener Freiheit gar nicht in die, wie sie meinen, unwürdige 
Lage geraten wollen, bemitleidet zu werden und weil sie zweitens unver- 
hohlen ihre Absicht dahin kundgeben, alles das zerstören zu wollen, was 
bisher dem Menschengeschlechte heilig gewesen ist. Verbunden mit gerechter 
Abwägung alles gerechterweise zu Erstrebenden ist es Pflicht des Staates, 
seinen Bestand zu schützen und seine Ordnung zu wahren. Er ist ver- 
pflichtet, gewappnet und auf der Hut zu sein, den Angriffen etwaiger 
äußerer Feinde gegenüber ebenso wie gegen die Hydra des inneren Feindes. 
Was den letzteren betrifft, so hat, sehr richtigerweise, um Versöhnung wie 
Frieden mit der Masse der Verführten des Volkes anzubahnen und zu 
Verständigungen auf beiden Seiten zu gelangen, Kaiser Wilhelm II. die 
Aufforderung ausgesprochen: „Schickt uns Arbeiter aus Eurer Mitte in 
den Reichstag und wir wollen mit ihnen beraten, aber reißt Euch los von 
dem verführerischen Treiben der Sozialdemokratie.“ Man sollte meinen, 
dieser einfachen und durchaus berechtigten Aufforderung nachzukommen 
würde man sich beeilen. Aber wenn man Loyalität auch nur geringster 
Art auf jener Seite vermutet, irrt man sich.10) Es ist erschrecklich, welchen 
Sand sich bisher ruhige und harmlose Bürger von den Führern der 
Sozialdemokratie und deren aufwiegelnden Sendboten in die Augen werfen 
139), Hierfür gibt ein Vorgang im 19. Wahlkreise (Aue-Schneeberg) beredtestes Zeug- 
nis. Dort hatte sich nach langem Widerstreben und Bedenken, in eine ungewohnte Sphäre 
zu kommen, ein ganz besonders ehrenwerter Mann des Volkes und Arbeiter im besten 
Sinne, der Bergzimmerling Eduard Hänel, bereit finden lassen, um im Sinne jenes kaiser- 
lichen Ausspruches der guten Sache von Ordnung, König und Vaterland zu dienen, die 
Kandidatur zum Reichstage anzunehmen. A. Pache, dem die Verantwortlichkeit für die 
Wahrheit der Mitteilung zufällt, erzählt im „Vaterland“ vom 15. August 1903: Hänels 
Vater, gleichfalls Bergarbeiter, war ein begeisteter Anhänger der Sozialdemokratie. Vom 
väterlichen Einflusse bewogen, huldigte auch der Sohn dieser Anschauung, bis ruhige, reif- 
liche überlegung und eine gründliche scharfe Beurteilung der Verhältnisse des Bergreviers 
ihn zur Einsicht brachten, daß der Weg, den er bisher gegangen, nicht der rechte sein könne. 
Der junge Hänel trat demgemäß nicht nur aus den Reihen der Sozialdemokratie aus, 
sondern gründete — ein Paulus aus einem Saulus geworden — im Jahre 1897 den 
Verein „Königstreuer Knappen“, welcher jetzt aus 2000 Mitgliedern besteht. Aber die 
Voraussetzung, daß den arbeitenden Kreisen ein schlichter verständiger Arbeiter aus ihrer 
Mitte als Vertreter genehm sein werde, sollte sich nicht erfüllen. Derartig stehen dieselben 
unter dem Banne der Umstürzler. Es wurde eine andere Parole ausgegeben. Die Sozial- 
demokraten agitierten derartig für einen ihrer Parteigänger, einen gewesenen Advokaten 
jüdischer Rasse, daß die Ordnungspartei unterlag.
	        
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