Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

— 206 — 
sein bisheriges Leben, Gerechtigkeit ist ihm Lebensbedürfnis.“ Sein Volk 
kann also überzeugt sein, daß von den Aufgaben, die in seinem neuen Amte 
an den hohen Herrn herantreten, keine ihm fremd ist. Er weiß, was 
seinem Lande not tut, er weiß dies aus eigener Erfahrung, aus seiner 
persönlichen Betätigung an den Staatsgeschäften heraus, aus dem gründ— 
lichen Studium der Bedürfnisse, der Kraftquellen und der Gesamtlage der 
sächsischen Monarchie. Nicht minder groß und stark darf die Überzeugung 
im großen Deutschen Reiche sein, daß — wie berechtigt König Georg stets 
für Sachsens politische und wirtschaftliche Selbständigkeit eingetreten ist und 
eintreten wird — derselbe auch ein warmes Herz für Deutschlands als 
seines gleichzeitigen Vaterlandes Größe und Herrlichkeit, für Deutschlands 
Ehre, Wohlfahrt und Einigkeit hat. 
Die schon an anderer Stelle erwähnten Worte, welche König Georg 
bei seinem Regierungsantritte an sein Volk gerichtet hat, zeugen derartig 
von der warmen Aufrichtigkeit seines landesväterlichen Herzens, daß ein 
jeder Gutgesinnte voller Rührung und mit dem Erneuern des Gelübdes 
der Treue ihm zujubeln muß. Abtrünnigen aber — sofern dieselben nicht 
allen und jeden Gefühles beraubt sind — müssen, sollte man denken, solche 
Vaterworte eines von Gott eingesetzten Landesherrn eine Mahnung zur 
Einsicht sein, zur Einkehr und Umkehr. Schweres hatte dieser besonders 
edle Fürst gleich im Anfange seiner Regierung zu erleben; bitteres Familien- 
leid, welches der geliebte König und sein treues Volk mit ihm als etwas 
unendlich Schmerzliches empfunden hat. 5) 
Leider hatte das Verhalten der jetzigen Gräfin von Montignoso in 
denjenigen Schichten oder Kreisen der Bevölkerung, die sich gewöhnt haben, 
ihr Gewissen zu ertöten, nicht die Beurteilung gefunden, die es verdiente; 
ja, dasselbe war — weil zur tiefsten Betrübnis aller Königstreuen im 
ganzen Sachsenlande — vielfach der Ausgangspunkt häßlicher Kund- 
gebungen. Um so höher und dankbarer sind daher dem von hohen 
Idealen getragenen, in den schweren Pflichten seines hohen Berufes nie 
wankenden Monarchen die Worte anzurechnen, die derselbe am 3. Juli 1903 
in Meißen nach der feierlichen Begrüßung des dortigen Bürgermeisters 
Dr. Ay ausgesprochen hat: „Man wird mitunter irre an seinem Volke, 
aber ich bin es noch nicht geworden.“ Aber nicht allein nur die erhabene 
Person des edlen, treuen und gerechten Königs, dessen königliche Ge- 
danken, dessen menschliches Fühlen und vorzüglichen Charaktereigenschaften 
seinen Sachsen längst bekannt waren, geben die Gewähr für ein glückliches 
Gedeihen des engeren wie des weiteren Vaterlandes. Solche Zuversicht 
wird noch gesteigert durch die anerkannte Tüchtigkeit des sächsischen Staats- 
schiffes in allen Fugen seiner Organisation und Verwaltung, sowie durch 
113) Derartige Unbegreiflichkeiten werden in jeder Familie, welche auf religiösen und 
sittlichen Grundlagen errichtet ist, voll Trauer und innerstem Schmerze empfunden. Wie 
viel mehr muß dies an Stellen der Fall sein, deren mustergültiges Verhalten vorbildlich 
wirken soll für ein ganzes Volk.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.