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durch diesen Tod eine fröhliche Kinderschar von dem härtesten Geschick
getroffen wurde, was es für Kinder gibt — mutterlos zu werden. Noch
einmal muß an dieser Stelle der Königin-Witwe Carola gedacht werden.
In der liebevollsten und aufopferndsten Weise nahm sich die hohe Frau
der mutterlosen Kinder an, und hat als Christin wie als nächste Ver—
wandte das ihre dazu beigetragen, jenes schmerzliche Geschick zu mildern.
Die Kinder König Georgs sind folgende:
.Prinzeß Mathilde, geboren am 19. März 1863,
Kronprinz Friedrich August, geboren am 25. Mai 1865,
Prinzeß Maria Josepha, geboren am 31. Mai 1867,
Prinz Johann Georg, geboren am 10. Juli 1869,
Prinz Max, geboren am 17. November 1870,
Prinz Albert, geboren am 25. Februar 1875.
Von denselben ist folgendes zu berichten:
Kronprinz Friedrich August, Chef des 5. Infanterie-Regiments,
à la suite des Königl. sächsischen Leibgrenadier= und 1. Husaren-Regiments
sowie Oberstinhaber des K. K. österreichischen Infanterie-Regiments Nr. 45
wie auch des Königl. preußischen Garde-Schützen -Regiments und der
Kaiserl. Marine-Infanterte, 145) Generalleutnant und seit 26. August 1902
kommandierender General des XII. Armeekorps, vermählte sich am 21. No-
vember 1891 mit Prinzeß Louise von Toskana, Erzherzogin von Osterreich,
deren Ehe im Februar 1903 geschieden worden ist.
Prinzeß Maria Josepha ward die Gemahlin des Erzherzogs Otto
von Osterreich, des Bruders des in morganatischer Ehe verheirateten
österreichischen Thronerben Erzherzog Franz Ferdinand. Der älteste Sohn
der genannten sächsischen Prinzeß und jetzigen Erzherzogin wird also,
menschlicher Berechnung nach, dermaleinst berufen sein, den Kaiserthron
von Osterreich zu besteigen.
Prinz Max ist in den geistlichen Stand übergetreten und hat sich
dem Dienste der katholischen Kirche gewidmet.
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148) Die Stellung des sächsischen Kronprinzen à la Suite der Marine-Infanterie er-
folgte am 3. Juli 1902 angesichts der deutschen Kriegsschiffe an Bord der „Hohenzollern“
in der Kieler Förde, als derselbe dem Kaiser, der gerade dort sein Hoflager hatte, die offizielle
Notifikation von der Thronbesteigung König Georgs überbrachte. Durch diese Ernennung
(bei welcher übrigens die schönen Worte Kaiser Wilhelms II. fielen, „er werde dem ver-
ewigten Könige Albert, seinem väterlichen Freunde und Berater, stets eine herzliche und
ehrerbietige Dankbarkeit bewahren“) hat des Kaisers Majestät von neuem eine Beziehung
mehr zwischen der vaterländischen Marine und den Fürstengeschlechtern des Reiches ge-
schaffen. In Anknüpfung an diese Bemerkung möge daran erinnert werden, daß während
der Regierungszeit König Alberts drei stolze neu erbaute Kriegsschiffe Namen erhalten
haben, durch welche Sachsens Volk und Herrscherhaus mit der deutschen Reichsmarine ideell
verbunden worden sind: Im Jahre 1877 das bedeutende Linienschiff „Sachsen“, 1885 die
Kreuzer-Korvette „Carola“ und 1901 das Hochsee-Schlachtschiff „Wettin“.