Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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(mit welchem Namen man begann, den Soldatenstand, im Gegensatz zu den 
bürgerlichen Kreisen, dem „Zivil“ zu belegen). Der in die Augen 
springende Vorteil des Waffenrockes besteht erstens darin, daß er mit 
einem Ruck an- und ausgezogen werden kann — ein Moment der 
Schnelligkeit von durchaus nicht hoch genug anzurechnender Bedeutung. 
Zweitens darf auch der große gesundheitliche Vorteil nicht verkannt werden, 
der darin liegt, in dem Rocke ein den Oberkörper für alle Verhältnisse 
der Temperatur und Witterung schützendes Bekleidungsstück zu haben. Mit 
dem Fracke zugleich fielen die Gamaschen und die Zweiteilung der Bein— 
kleider überhaupt. Auf Kosten allerdings des Schönheitsgefühles ist der 
Vorteil erreicht, daß auch der untere Teil des menschlichen Körpers (ab- 
gesehen von der „Unterabteilung“ des Anziehens der Stiefeln) gewisser- 
maßen in „einem Tempo“ und eventuell mit der beliebten von den 
Exerziersergeanten so genannten „affenartigen Geschwindigkeit“ seiner Hülle 
anvertraut werden kann; jener Geschwindigkeit, die in der vermehrten Schritt- 
zahl des Marsches, in dem Mehrladesystem der Gewehre und der Ge- 
schütze ihren neuerlichen Ausdruck gefunden hat. Dafür gelangten diejenigen 
bis auf die Knöchel herabreichenden unschönen Röhren von Tuch zur all- 
gemeinen Einführung, welche heutigen Tages ein jeder Staatsbürger und 
Steuerzahler trägt, er sei Soldat oder nicht. 
Vorgespukt hatte diese Art des Beinkleides, welche eben bequemer an- 
zulegen ist als die „culotte oder Kniehose“ des ancien régime (aus 
deren Verlängerung sie hervorgegangen ist) schon ziemlich lange. Aber 
bis König Friedrich Wilhelm III. von Preußen (durch eigenes Tragen 
derselben) sie hoffähig machte, galten die „Pantalons“ ihrer höfischen Vor- 
gängerin gegenüber als mindestens unfein 115), trotzdem bereits zwei Jahr- 
hunderte vorher kein geringerer als Richelieu — der doch sonst gewohnt 
war alles durchzusetzen, was ihm beliebte — vergeblich bestrebt war, 
jenem aus den italienischen Maskenbällen stammenden Kleidungsstücke Ein- 
gang bei Hofe zu verschaffen. 
Ja, wie der „Bundschuh" der aufrührerischen Bauern einstmals ein 
symbolisches Zeichen der gemeinsamen Zugehörigkeit zu einer Sache und 
einer Partei gewesen ist, so waren es in ganz ähnlichem Sinne zur Zeit 
der französischen Revolution die culottes geworden, wenn auch in nega- 
119) Lenbach, der berühmte Maler und unbestrittene Kunstkenner, hat einmal Anfang 
des Jahres 1902 bezüglich der heiklen Frage, ob die Kunst im Zurückgehen begriffen sei, 
sehr bezeichnender= und richtigerweise auf die röhrenartigen modernen Beinkleider zeigend 
(deren Tragen natürlich auch er sich nicht zu entziehen im stande ist) mit der ungefähren 
Gegenfrage geantwortet: „Läßt sich hiermit etwas Künstlerisches erzielen? Ist die Hose 
nicht ein scheußliches Kleidungsstück? — Daß wir heute keine große Kunst haben, etwa wie 
die antiken Griechen und Römer, liegt in der Natur der Sache. Betrachten Sie bloß 
einmal, wie wir gekleidet sind.“ Soweit Franz Lenbach. Diesem gottbegnadeten Künstler 
steht Reinhold Begas zur Seite, der — weil er wahrhaft künstlerisch empfindet und ein 
Feind der „Sezession“ ist, welche die wahre Kunst mehr oder weniger zu schädigen angetan 
sein dürfte — in einer Besprechung mit dem Wiener Redakteur Melbourne ein ver-
	        
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