Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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Als eine willkommene Bereicherung jener gleichzeitig schmückenden 
orientierenden Abzeichen ward daher die Einführung des entsprechend anders 
gestalteten und modifizierten Faustriemens mit anhängender verschieden— 
farbiger Troddel oder Quaste auch bei den Fußtruppen begrüßt. Den 
Offizieren aber, die innerhalb ihrer Waffen und Truppen, obwohl einer 
bestimmten Abteilung derselben zugeteilt, doch gleichzeitig über diese Ein— 
teilungen erhaben sind, weil sie jederzeit auch andere Abteilungen zu be— 
fehligen in der Lage sein müssen, konnte diese farbige Troddel nicht zu— 
gemutet werden. Sie erhielten anstatt dessen eine zumeist aus Silber- oder 
Golddraht mit Einwebung entsprechend farbiger Seide gesponnene Quaste 
in den Landesfarben. 
Welche wehmütige Bedeutung das Knieholz im Hintergrunde und der 
Zweig Edelweiß sowie die Alpenrose unter König Friedrich Augusts II. 
Füßen haben, welche traurigen Erinnerungen durch diese stimmunggebenden 
einfachen Symbole heraufbeschworen werden — das weiß jeder Sachse. 
Wahrlich, der Künstler verdient volles Lob, dessen feste und geübte Hand 
in dem Sgraffitofries solch' Meisterwerk der Figurenkomposition bei steter 
Innehaltung historischer Treue geschaffen hat, der aber auch voll tief em— 
pfindenden Gemütes und ebenso patriotisch schlagenden Herzens, keine Ge- 
legenheit hat vorüber gehen lassen, die Gefühle anzudeuten, von denen 
diejenigen Beschauer des Fürstenzuges durchbebt werden, die an der Ge- 
schichte ihres Vaterlandes wie ihres Fürstenhauses liebevollen Anteil nehmen. 
Die Menschen, die nicht gedankenlos in den Tag hineinleben und die nicht 
nur für die Wucht der Tatsachen Interesse haben, sondern auch für die 
dieselben begleitenden Nebenumstände (welche oft recht bezeichnend sind), 
werden mit Genugtuung die Art begrüßen, in welcher Professor Walther 
den Fürstenzug zur Darstellung gebracht hat. Das sind die Menschen, 
die den Patriotismus nicht im Hochrufen allein und im Herausstecken von 
Flaggen erblicken und die in der Weltgeschichte mehr suchen und mehr 
finden als das bloße Aneinanderreihen nackter Daten, und diese Menschen 
fühlen unwillkürlich durch das Versenken ins Studium der Geschichte ihre 
Vaterlandsliebe wachsen. Diese Menschen aber, die auch auf Bescheidenes 
achten, die an Sachen Freude empfinden, an denen andere kalt vorüber- 
gehen und die mithin verstehen, aus kleinen äußerlichen Momenten Stoffe 
für große Erinnerungen zu schöpfen — die sind es, an welche der 
Schreiber dieser Zeilen sich in erster Linie wendet, in der Hoffnung, 
patriotisch-historisch anzuregen. Dabei möchte derselbe wiederholen, daß sein 
Bestreben dahin geht, den Schilderungen ein pragmatisches Gepräge zu 
geben, in der Absicht, zu zeigen, wie das Neue sich aus dem Alten entwickelt. 
Sinnig ist die Königskerze angebracht, hoch und schlank vor König 
Johanns Pferde in die Höhe sprießend. Ja, eine leuchtende Kerze unter 
den Sterblichen sowohl auf den Thronen der Fürsten wie auf den Ka- 
thedern der Gelehrten war dieser König. Ein leuchtendes Vorbild der 
Gottergebenheit und Pflichttreue, der Duldsamkeit und Nächstenliebe war
	        
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