Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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noch keine Kommandostellen inne, waren überhaupt damals noch wenig 
an die Offentlichkeit getreten und sind auf dem Sgraffitofries nicht ange- 
bracht. Im April 1900 schied Prinz Georg aus dem engeren (wohl- 
verstanden nur dem engeren) Verbande des sächsischen Heeres, indem er 
seine Stellung als kommandierender General aufgab; hatte aber mit dem- 
selben außer durch seine Eigenschaft als königlicher Prinz und Chef zweier 
Regimenter dienstlich immer noch Fühlung als Generalinspekteur, bis ihn 
der Tod seines königlichen Bruders auf den Thron seiner Bäter berief. 
Nun ist er Sachsens König und Kriegsherr geworden. Den beiden 
preußischen Armeekorps (V. und VI.), welche außer den zwei sächsischen 
(XII. und XIX.) zur II. Armee--Inspektion des Deutschen Reiches gehören, an 
deren Spitze seinerzeit Prinz Georg am 4. Juli 1888 berufen worden war, 
hat König Georg in einer Ordre vom 15. Juli 1902 warm empfundene 
Worte des Abschiedes zugerufen, nebst dem Ausdrucke vollster Anerkennung 
über den allezeit tüchtigen und musterhaften Zustand der Inspektion, von 
dem es ihm vergönnt gewesen sei, während der Dauer von 14 Jahren 
dem kaiserlichen Oberfeldherrn Bericht erstatten zu dürfen. 
Den zwischen Federhut und Helm, das heißt zwischen den beiden 
Königen Friedrich August einerseits und dem König Johann mit seinen 
Söhnen andererseits, und man kann wohl sagen: zwischen neuerer und 
neuester Geschichte marschierenden Soldaten liegt es ob, die einzigen Re- 
präsentanten der sächsischen Armee während eines ganzen ereignisschweren 
Säkulums bis zum Jahre 1866 zu sein. Aus einer stattlichen Menge 
und reichen, ja überreichen Fülle farbenprächtiger Uniformen, aus einer 
imponierenden Anzahl verschiedenartigster Truppenteile konnten leider nur 
diese wenigen herausgezogen werden. Aufrichtig und wahrhaft betrübten 
Herzens muß man bedauern, daß des leidigen, aber freilich hier maß- 
gebenden Platzmangels wegen es nicht anders anging, als einen solchen 
großen Sprung in der Darstellung von Gestalten des heimatlichen Heeres 
machen zu müssen. Dem Zwange der Umstände ebenso unterworfen wie 
ihr Kriegs= und Landesherr, dem sie Treue und Gehorsam geschworen 
hatten, war es ein tragisches Verhängnis für die sächsischen Truppen, während 
der Napoleonischen Kriege schließlich denen gegenüber stehen zu müssen, die 
am Ende jener ereignisschweren Zeit für dieselbe Sache des gemeinsamen 
Vaterlandes kämpften, welche auch ihnen heilig war. Wenn aber auch 
Sachsen dem korsischen Eroberer länger Heeresfolge zu leisten sich gezwungen 
sah, als die meisten übrigen deutschen Staaten (denen es möglich gewesen 
war, das Joch eher abschütteln zu können), so ist doch jene Periode, während 
welcher Sachsens Söhne, unter ihren eigenen Fahnen zwar, doch aber den 
Adlern Napoleons folgen mußten, eine Zeit voll an Kriegsruhm und Helden- 
größe. — 
Die „Bärmütze“ der „roten Garde", welche hier in die Erscheinung 
tritt und ihren Träger durch Anbringung des Wappenschildes mit den drei 
Kannen als Känneritz-Könneritz charakterisiert (Conrad von Konriz 1190,
	        
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