— 221 —
Dietrich v. K. 1370), erinnert an andere Bärmützen, an die Bärmützen des
Grenadierbataillons von Winkel in der Schlacht bei Jena. Alle Berichte
und Darstellungen jenes Unglückstages sagen übereinstimmend: „Während
alles in wilder Flucht sich befand, war nur ein Punkt unerschüttert ge-
blieben — das sächsische Grenadierbataillon von Winkel.“ Außer seinem
umsichtigen und unerschrockenen Brigadier, General von Cerrini, hatte das
Bataillon auch den Fürsten Hohenlohe in seiner Mitte ausgenommen und
deckte den Rückzug der aufgelösten preußischen Scharen wie den der eigenen
Truppen. In Tat und Wahrheit ein Rocher de bronce, dicht geschlossen
und zum Karree formiert, sah das Grenadierbataillon den Angriffen der
französischen Reiter entgegen. Im Galopp kommt ein Regiment jener stolzen
französischen Kürassiere mit wehenden Helmschweifen angesprengt, wie deren
in Erz gehüllte Reckengestalten der Pinsel Meissoniers so greifbar deutlich
der Nachwelt überliefert hat. Ruhig genießen die Grenadiere diesen impo-
santen Anblick — Gewehr bei Fuß. Im Sonnenschein glänzen die herr-
lichen Eisenreiter; dumpf dröhnt die Erde von dem Hufschlag der Rosse.
Da gibt der sächsische Kommandeur, Oberstleutnant Aus dem Winkel, in
der Mitte seiner Braven haltend, das Kommando — — — nicht etwa
zum Feuern — nein, das Kommando, welches sonst nur bei Paraden ertönt,
wenn die Grenadiere vor ihrem Kriegsherrn sich im schönsten militärischen
Schmuck zeigen sollen: das Kommando „Bärmützenkappen ab!“
Musterhaft ruhig wird der Befehl befolgt. Die feldmäßigen Schutz-
kappen von dünnem Leder werden abgenommen. Die Parade ist fertig. —
Still und feierlich steht das Karree, dem Feinde ins Auge schauend, dessen
Schwadronen mittlerweile zur schnellsten Gangart der Attacke übergegangen
sind. Nun erst ertönt das Kommando „Feuer“. Und in der allerkürzesten
Entfernung, auf wenige Schritte getroffen, wälzen Rosse und Reiter sich
am Boden. 155)
Kurze Zeit nach den Tagen von Jena und Auerstädt traten, wie
bekannt, die Sachsen als Verbündete auf die Seite Napoleons. So kam
es, daß durch Zufall jenes französische Kürassierregiment an dem am Rande
155) Der preußische Oberst von Höpfner, aus dessen Darstellung der Schlacht bei Jena
wahrlich keine Sympathie oder gar Voreingenommenheit für die verbündeten Sachsen hervor-
blickt, kann doch nicht anders als das ruhmwürdige Verhalten jener sächsischen Grenadiere
in Worten wärmster Begeisterung zu schildern. Nur einige Worte Höpfners (Seite 405
seines Werkes) hierauf bezüglich seien hier angeführt: „In diesen schrecklichen Augenblicken,
wo überall Flucht und Verwirrung sichtbar war, gewährte das sächsische Grenadierbataillon
Winkel einen herzerhebenen Anblick. Mitten unter Fliehenden, mitten unter der wildesten
Unordnung so vieler Tausende, die keinem Führer mehr gehorchten, vom Feinde unablässig
angegriffen, ging es in voller Ordnung in gemäßigtem Schritt und mit klingendem Spiele
zurück. Es hatte ein offenes Quarree gebildet und bot dem Feinde immer aufs neue die
Spitze. Nicht die Kavallerie, die mehrmals attackierte, nicht das unausgesetzte Feuer der
Tirailleurs konnten seine Festigkeit erschüttern. So wie es Luft hatte, ließ es Trupp
schlagen und zog mit seiner Musik wie auf dem übungsplatze ab. Sowie der Feind wieder
nahe kam, wurde gewirbelt und es stand zu seinem Empfange bereit.“