Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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nach Sachsen zurückgekehrt sind, vom Regiment „von Low“ 10; von der der 
Kavalleriedivision des Korps „Latour“ zugeteilten Artillerie unter dem Major 
von Hiller aber kein einziger! Es konnte nicht fehlen, daß die hervor— 
ragende Disziplin und Tüchtigkeit des sächsischen Kontingentes, welches 
unter dem Oberbefehle des anerkannt tüchtigen und ehrenwerten Generals 
Grafen Reynier das VII. Armeekorps der großen französischen Armee 
bildete, von Napoleons Scharfblick sehr bald erkannt werden mußte. Zu 
wiederholten Malen hat dieser große Meister des Krieges, sowohl in Ge— 
sprächen wie in Tagesbefehlen es ausgesprochen, daß er sich auf die Sachsen 
stets ganz besonders verlassen könne. Der großen Eitelkeit der National— 
franzosen wegen, mit welcher der Kaiser rechnen mußte und rechnete (ja 
sehr stark rechnete), waren undankbarerweise die offiziellen Kriegsberichte 
geflissentlich bemüht, die Tätigkeit der verschiedenen Hülfsvölker herabzusetzen, 
ja Napoleon selbst geriet mit Bernadotte in eine Art Zerwürfnis, als 
letzterer nach der Schlacht bei Wagram den unter seiner Führung ge— 
standenen Sachsen, die er in ihrer Festigkeit als Granitsäule bezeichnete, 
allzu uneingeschränktes Lob gezollt hatte. 
Das Urteil des Mannes, der die fleißige Biene als sein Lieblingstier 
bezeichnete, des Feldherrn, der, noch bevor er Kaiser wurde, einer ganzen 
Zeit den Stempel seiner gewaltigen Persönlichkeit aufzudrücken verstanden 
hatte und dessen scharfes Auge ebenso die Erdkugel überblickte, wie es die 
Vorteile einer Schlachtstellung erkannte und die kleinsten Fehler eines Regi- 
mentes gewahrte, dürfte an sich viel zu klar gewesen sein, als daß es nicht 
im Stillen gar oft den Stimmen derer Recht gegeben hätte, die der 
Empfindlichkeit seiner Landsleute wegen, sowie aus Gründen egeistischer 
Zweckmäßigkeit im Keime erstickt werden mußten. Wirklich legt auch die 
Kriegsgeschichte an vielen Stellen Zeugnis dafür ab, daß Napoleon gerade 
die Sachsen mittels unmittelbaren Spezialbefehles an diese oder jene Punkte 
beorderte, die er für besonders wichtig ansah. Aus dieser unumstößlichen 
Tatsache, ist z. B. auch der kaiserliche Befehl vom 15. Juli 1812 
und der Umstand herzuleiten, daß den Sachsen der äußerste rechte, am 
meisten gefährdete Flügel der großen Armee anvertraut wurde. Auch den 
Befehl zum Sturm auf die große Schanze bei Borodino überbrachte dem 
sächsischen General von Thielemann ganz direkt ein Adjutant Napoleons, 
der — von seinem erhöhten Standorte aus — wie dem Gesamtgange der 
Schlacht so auch dem unerschrockenen und kühnen Nehmen der verschanzten 
Höhe von Semenovskoye seitens eben jener Reiterbrigade mit Aufmerksamkeit 
gefolgt war. Stets wird von einem erfahrenen Feldherrn die Truppe, 
der Armeeteil, das Heer am meisten geschätzt werden, dessen kriegerische 
Eigenschaften von der Begeisterung entflammt, von der Manneszucht im 
Zügel gehalten, von der Geschicklichkeit geleitet und von der Tapferkeit be- 
siegelt, sich auch unter den ungünstigsten Verhältnissen in Taten umsetzen. 
Solche Truppen aber sind die sächsischen immer gewesen. Der unverrückbar 
feste Wille jedes mit Freudigkeit und Geschick sich unter einsichtsvolle und
	        
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