Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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Waffen“ ist demnach gewissermaßen zum Mittelpunkte einer großen Streit— 
frage zweier Prinzipien geworden. Auf beiden Seiten werden unzweifel- 
haft triftige Gründe und Erfahrungen aus der Praxis vorliegen, denn so 
kurzer Hand trifft man nicht so einschneidende Bestimmungen. Gelöst aber 
ist die Frage noch nicht. Welch hoher Wert der Lanze und der Kampfes- 
art mit derselben, von tüchtigen Reiterführern zu allen Zeiten beigelegt 
worden ist, beweist unter anderem die Tatsache, daß im Herbst 1756 der 
Kommandierende der intakten sächsischen Kavallerie, General Graf Nostitz, 
die ersten Glieder der Regimenter mit dieser Waffe ausrüsten ließ. Von 
allzu langer Dauer ist diese Einrichtung freilich nicht gewesen. Also schon 
damals Widerstreite in der Wertbemessung. Die beiden in der militärischen 
Schlußgruppe erscheinenden Vertreter der sächsischen Kavallerie sind, mit Fug 
und Recht, beritten dargestellt. Der kleine Wappenschild auf der Ulanka 
gibt die Zugehörigkeit zu der altlausitzischen Familie von Nostitz zu erkennen, 
welche sich zeitig in verschiedene Linien teilte. Der Grad der Verwandschaft 
des Lanzenträgers auf dem Wandgemälde, welcher vor kurzem als General- 
leutnant z. D. gestorben ist, mit dem Lanzenverehrer vor hundert Jahren ist 
dem Verfasser nicht genau bekannt. Durch den Löwenrumpf am unteren Teile 
des genestelten Waffenrockes erkennt man den Gardereiter als einen Herrn 
von Posern. (Von dem gleichnamigen Stammhause bei Weißenfels aus- 
gegangen, lebte Conradus de Poserne 1283. Seit einiger Zeit bekleiden die 
Sprossen dieses Geschlechtes das Amt eines Klostervogtes von Marienstern.) 
Der nebenherschreitende Schütze (mit dem hier freilich nicht ersichtlichen 
gelben Metallbeschlägen) stellt mit seiner Figur ebenso eine Art Personal- 
union zwischen dieser Truppe und den „weißknöpfigen“ Jägern dar, wie 
der Gardereiter eine solche zwischen seinem (weißen) Regimente und den 
„schwarz aufgeschlagenen“ Karabiniers. Über dem Rockpassepoil jenes Schützen 
sind die beiden Streitsicheln der von Lüttichau eingelassen. (Heinrich von 
Luttichawe saß 1370 auf Kmehlen.) Der Fähnrich Kurt von Lüttichau 
vom Schützenregiment starb den Heldentod vor Paris. Die Porträtähnlich- 
keit desselben auf dem Sgraffitogemälde sei hier ebenso ausdrücklich hervor- 
gehoben, wie die nochmalige Erwähnung, daß eine solche bei sämtlichen 
Persönlichkeiten vorhanden ist, welche hier ihren Fürsten folgen. 
Die Waffengattung der Ulanen bildet eine Mittelart zwischen leichter 
und schwerer Kavallerie. Festgehalten muß diese Grundeinteilung, der Ver- 
schiedenheit des Pferdematerials wegen, auch in Armeen werden, welche 
für die verschiedenen Arten ihrer Reiterei keine besonderen Namen und keine 
besonderen Uniformen haben. Das letztere war innerhalb der sächsischen 
Armee der Fall von der Reduktion nach den Napoleonischen Kriegen bis 
zum Eintritt in das norddeutsche Bundesheer, mithin während eines Zeit- 
raumes von gerade fünfzig Jahren. Die Gründe lagen in der weisen 
Sparsamkeit, welche es zum Wohle des Landes vermeiden wollte, eine 
allzu große Verschiedenheit in der Bekleidung und Ausrüstung walten zu 
lassen. Wenn nun die neueren sächsischen Ulanen erst im Jahre 1867
	        
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