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größer werdenden Grundbesitzes wegen von den übrigen Gemeinfreien sondernd.
Die Gliederung des Feudalwesens brachte es mit sich, daß kleinere sich an
größere anschlossen, die größeren Vasallen unter der Oberlehenshoheit des
Königs stehend. Die Grafen von Wettin erwarben, abgesehen von dem
Ansehen alter Dynasten, das sie an die Spitze des Volkes stellte, in hervor-
ragendem Maße neue Würden und Grundbesitz, in erster Linie die Graf-
schaften Zörbig, Eilenburg und Landsberg, von denen letztere als wichtiger
Stützpunkt zur Verteidigung der Grenzmark des Reiches den Charakter einer
Markgrafschaft hatte. Von diesen persönlichen Besitzungen nahmen, der all-
gemeinen Sitte der Zeit folgend, die jeweiligen Inhaber derselben ihre Namen
an, ja räumten diesen — von Amt und Land oder Burg des betreffenden
Reichslehens herrührenden — Namen sogar den Vorrang vor ihrem eigent-
lichen ererbten Geschlechtsnamen ein. So kam es, daß es z. B. einen Grafen
von Eilenburg, einen von Zörbig und einen Markgrafen von Landsberg,
wie Grafen von Brena usw. gab, die allesamt Geschlechtsvettern und Grafen
von Wettin waren, diesen ihren gemeinsamen Familiennamen aber beinahe
gar nicht führten.
Der erste Wettiner, dessen Vornamen uns überliefert worden, ist Dedi,
der vermutlich an der großen Ungarnschlacht bei Merseburg 933 teilgenommen
hat, denn er lebte zu jener Zeit und in jener Gegend, nämlich auf der
Riethenburg an der oberen Unstrut unweit Artern, und hat mit König
Heinrich, dem er dienstbar war, unzweifelhaft in guten Beziehungen gestanden.
Fünfzig Jahre später ist Dedis Sohn, Dietherich oder Dietrich, unter Otto dem
Großen in der Schlacht bei Cotrone gegen die Araber gefallen. Sein Sohn
Dietrich II. erbte Eilenburg und ward mit der Markgrafschaft Lausitz be-
lehnt, welche indessen seinem Sohne Dedo durch Heinrich IV. wieder ent-
zogen wurde. (Derselbe hatte sich nämlich, auf Anregung seiner Gemahlin
Adela, einer Gräfin von Orlamünde, an dem Aufstande der Sachsen gegen
diesen Kaiser beteiligt) Dedos und Adelas Sohn war Graf Heinrich
von Wettin — nach seiner Hauptbesitzung von Eilenburg genannt. Geboren
um 1070, hatte derselbe als dreijähriges Kind von seiner Mutter wegen
deren zweifelhafter Treue für König Heinrich an letzteren als Geisel aus-
geliefert werden müssen. Er wurde jedoch befreit und seinem Oheim Thiemo
von Wettin, Grafen zu Brehna, zur Erziehung übergeben. Übrigens scheinen
sich die Gegensätze bald ausgeglichen zu haben, denn schon 1086 verlieh
König Heinrich diesem noch überaus jugendlichen Heinrich von Wettin zu
Eilenburg die Mark Lausitz, und drei Jahre später — wie bereits erwähnt —
die Mark Meißen. Diese Huld lohnte der Wettiner jenem unglücklichen
König und Kaiser durch fortwährende besondere Treue und Anhänglichkeit,
hierdurch dem Grundgedanken des Feudalismus, dem „Treue um Treue“
auch in trüben Zeiten aufs glänzendste entsprechend.
Der genannte erste Markgraf von Meißen aus Wettinschen Stamme
vermählte sich mit Gertrud, einer Schwester Eckberts, des letzten Markgrafen
von Meißen Eckardingischen Stammes und Witwe Heinrichs von Nordheim.