auch sie bald, Felle erlegter Tiere aufzulegen. Als nach der Völkerwanderung
ruhigere Zeiten eingetreten waren und das Reisen zu Pferd allgemein üblich
wurde, entstanden die verschiedensten Arten von Sätteln; zuweilen mit ihren
hohen Rückenlehnen, beim Gebrauche für die Geistlichkeit, an einen tragbaren
Stuhl erinnernd. Bis zum modernen Sattel von glattem Leder, auf dem
man, streng genommen, nur im Schritt ruhig sitzt, haben die Sättel unendlich
viel Wandlungen durchgemacht. Jedenfalls war man auf einem Sattel des
Mittelalters aufgehoben wie in Abrahams Schoß. Steigbügel kamen erst
ziemlich spät, im 12. Jahrhunderte, auf und anfangs nur zur Erleichterung
des Aufsitzens. Später ließ man die ganze Schwere des Fußes, dessen
Höhlung fest auftrat, in ihm ruhen, ganz im Gegensatz zu dem heutigen
Berühren mit den Fußspitzen. Den Steigbügel halten war ein Akt der
Höflichkeit und Freundschaft, als welcher er auch von Damen regelmäßig
ausgeübt worden ist.
Der reisige Mann, dessen Ausrüstung immer schwerer wurde, bedurfte
eines festen Sitzes. Allzuhohe Gangarten einzuschlagen außerhalb des Tjostes
und Turniers war nicht üblich. Bis zum Anfange des 13. Jahrhunderts
blieben die Rosse auch im Schlachtgetümmel ungeschützt, wenigstens war die
Cuvertiure mehr Zierat als Schutz. Dann aber begann man, entsprechend
der immer dichter werdenden Eisenkleidung des Reiters und Kriegers, die
Rosse ebenfalls mit Rüstung zu umgeben. Das Hauptstück war hierbei
eine aus Eisenringen, gleich den Panzerhemden der Männer, geflochtene
Panzerung, welche — den ganzen Oberteil des Rosses umschließend —
Kopf, Hals, Brust und Leib über einer eben so großen Unterdecke von
dickem weichen Filzgewebe lag, die das Reiben und Scheuern der Eisenringe
verhindern sollte. Der Vorderteil hieß — ein neuer Beweis dafür, wie
die Worte der damaligen Ausdrucksweise aus französischen und deutschen
Begriffen zusammengestückelt waren — brustenier, der hintere Teil Krupiere
(croupièere), der Kopfschutz testiere, zügerle oder tétière. Über das
Ganze ward (entsprechend dem figurenreichen Waffenrocke des Ritters) die,
meistens aus kostbarem Stoffe gefertigte, eigentlich allein sichtbare Roßdecke
gelegt, die immer bunt war und das Wappen des Ritters von zarter Hand
eingestickt zeigte. Zum Kampfe wurde die Cuvertiure oder daz Kleit des
orses zurückgeschlagen, da es oft bis zu den Hufen reichte und das Tier
sonst leicht gestolpert wäre. Im Laufe der Zeiten machte die schwere
Kuvertiure leichteren und kleineren Decken Platz, bis im 17. Jahrhunderte —
jedenfalls durch die Einwirkung türkischen Geschmackes und Wesens, mit
dem das Abendland mehr in Berührung kam als ihm lieb war (Zrini-
Wien) — die „Schabracke“ aufkam, die noch heute existiert.
Es kann natürlich nicht noch detaillierter auf „Satteln und Packen“
sowohl in der Periode des Rittertums wie in den darauf folgenden ein-
gegangen werden, vielmehr sei in dieser Beziehung auf eigenes Anschauen
hingewiesen. Auch möchte bei dieser Gelegenheit überhaupt die Erwähnung
Platz finden, daß die vorliegende Bearbeitung wohl den Blick und das