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worunter auch Königstein und Weesenstein — an die Wettinsche Herrschaft
gelangt. In Thüringen hatte Balthasar durch Erbschaft die schönen Graf—
schaften Henneberg und Käfernburg erworben.
Kulturgeschichtliches.
II.
Markgraf Heinrich der Erlauchte, der sich als Minnesänger selbst hervor-
getan hat, ist in der Manesseschen Handschrift — jenem hochbedeutsamen
literarischen Denkmale deutscher Kunst und Sitte, welches neuerdings seinem
Vaterlande wiedergewonnen wurde, nachdem es unrechtmäßigerweise von
Heidelberg nach Paris gekommen war — verdientermaßen als solcher ab-
gebildet. An diese Darstellung Heinrich des Meißners (wie der Markgraf als
Minnesänger genannt wurde), den fürstlichen Herrn in pelzverbrämtem grünen
Rocke mit übergeworfenem Hermelinmantel zeigend, lehnt sich diejenige auf
dem vorliegenden Wandgemälde an. Nur ist der Rock hier reicher verziert
und die Pfauenwedel, das Sinnbild des Prächtigen, wallen stolzer und voller.
Dagegen mahnt die Laute über dem Rücken und die Pergamentrolle in der
Hand an des Fürsten Dichter= und Sänger-Leben. Auch ist es nicht ohne
Bedeutung, daß unter den Blumen und grünen Gezweigen, die den im Zuge
Daherkommenden auf dem ganzen Wege gestreut sind, eine Rose von ganz
besonderer Schönheit nebst herrlichem Eichenblatt als diejenigen symbolischen
Zeichen erscheinen, die zu Füßen des erlauchten Heinrich grüßen.
Das bäumende, ungebärdige Roß mit fliegender Mähne, und die ganze
Gestalt des mit demselben verwachsenen Albrecht, den die Geschichte den
„Entarteten“ nennt, sind vortrefflich geeignet, die Sinnesart jenes Fürsten
zu charakterisieren, dessen unholdes Wesen ihn beinahe zum Mörder hatte
werden lassen. Finster drohenden Blickes, von flatterndem Haupthaar und
struppigem Barte umgeben, sticht sein Gesicht unfriedlich von dem heiteren
ihm die Fehde ansagten. Sie brandschatzten das Land in arger Weise, bis endlich die Zer-
störung ihrer alten Veste Ruhe herbeischaffte, aber damit zugleich die Vertreibung des alten
Burggrafengeschlechtes aus dessen Stammesheimat zur Folge hatte. Der Leipziger Bürgerssohn.
Hans Druckschuh, der als reisiger Knecht des Markgrafen Fähnlein gefolgt war, ist der Erste
gewesen, der nach heißem Kampfe den durch die Meißnischen Wurfgeschosse arg zugerichteten
Bergfried von Donin betrat. Jezko rettete sich durch einen unterirdischen Gang erst nach
Weesenstein, dann in böhmisches Gebiet. Weder er noch einer der Seinen hat seitdem wieder
hier Fuß gefaßt. Die Familie, der in frühesten Zeiten ein Mitanrecht auf einen Teil des
Zolles der ersten Dresdner Elbbrücke zugestanden haben soll, hat sich hauptsächlich in Ost-
preußen verbreitet, woselbst sie noch heute floriert. Auf dem Platze der ehemaligen Burg-
freiheit des nach jener Fehde zerstörten Schlosses Donin, dem jetzigen Schützenhausgarten
von Dohna, beging in den mittelsten Tagen des Juli 1902 die Bürgerschaft dieses uralten
Städtleins unter festlicher Teilnahme der Nachbargemeinden die Feier der 500jährigen
Zugehörigkeit zum Hause Wettin, wobei Bürgermeister Schneider in der Festrede an die
am 19. Juli 1402 stattgefundene Besitzergreifung seitens des Markgrafen Wilhelm anknüpfte.
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